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Minister ohne Berührungsangst

Bethel-Bewohner unterhielten sich mit Karl-Josef Laumann über Alltag

Bielefeld (bp). Karl-Josef Laumann (49), NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, ist ein bodenständiger Typ, kennt keine Berührungsängste. Gestern besuchte der CDU-Politiker in Bethel »Gihon«, ein integratives Wohnheim und den Tagesförderverbund »Smyrna«.

Pastor Bernward Wolf, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bodelschwinghschen Anstalten, lobte: »Die Bewohner nehmen einen Ministerbesuch als eine Form von Wertschätzung wahr. Sie haben sich gefreut, als sie mit Laumann über ihr Frühstück und ihre Freude am Einkaufen sprechen konnten.«
Anlass des Besuches - Laumanns erstem offiziellen als Minister, des insgesamt vierten in Bethel - waren zwei Themenbereiche: die Ausbildung junger Menschen mit Behinderungen und ihre Vermittlung in reguläre Arbeitsverhältnisse und das neue Heimgesetz.
Die Vermittlungsquote junger Menschen in einen regulären Betrieb außerhalb der Bodelschwinghschen Anstalten liege bei 55 Prozent nach einer Ausbildung zum Werker oder Helfer. Mitunter reichten aber die elf Monate Berufsvorbereitung vor der eigentlichen Ausbildung nicht aus, erfuhr Laumann gestern. Bethels Wunsch: eine Verlängerung.
Der Minister erfuhr zudem, welche Arbeiten für welche Firmen in den Bethel-Werkstätten erledigt werden. Bethel-Sprecher Jens U. Garlichs: »Gearbeitet wird zum Beispiel für Miele - wenn deren neues Staubsaugermodell sich gut verkauft, ist das auch für die Arbeitsplätze hier gut.«
Laumann beschrieb den Zeitplan zur Änderung des seit Mitte der 1970er Jahre gültigen Heimgesetzes, das, so seine Vorstellung, von 2009 an Gültigkeit haben soll. Das Heimgesetz gehe vom Bund in die Kompetenz der Länder über; es solle die Lebenswirklichkeit von heute widerspiegeln. »Menschen mit Behinderungen leben heute nicht mehr in großen Heimen, Bethel holt die Menschen in die Mitte der Gemeinschaft mit dem Ziel der Normalisierung.« Pastor Wulf wies darauf hin, dass immer mehr Menschen mit Behinderungen in Wohngruppen leben würden: »Die Vorschriften des Heimgesetzes, das aus einer anderen Zeit stammt, machen uns da Probleme.« Als Sozialminister sieht sich Laumann auch in der Anwaltschaft für Menschen, die der besonderen Unterstützung bedürften.
Was den Bethel-Vorstand mit Pastor Friedrich Schophaus an der Spitze nicht zuletzt freute: Karl-Josef Laumann sagte auch weiter Landesunterstützung der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen zu. Im Haushalt des laufenden Jahres stünden dafür rund acht Millionen Euro für Neubauten und Ausstattung zur Verfügung.

Artikel vom 10.02.2007