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Die Spuren des Herrschers

Napoleon-Ausstellung kommt auch nach Minden

Anne Lümers und die Büste Napoleons im Preußen-Museum zu Wesel.Foto: dpa

Wesel/Minden (dpa). Wie ein optischer »Trommelwirbel« steht sein weltbekanntes Markenzeichen ganz allein in der Vitrine: Napoleons schlichter Zweispitz aus mittlerweile etwas mürbem Filz. Er bildet den markanten Auftakt einer Ausstellung, mit der das Preußen-Museum in Wesel die bis heute spürbare Bedeutung des Franzosenkaisers im Rheinland und Westfalen dokumentiert. 500 teils rarste historische Zeugnisse, darunter viele aus Paris erstmals nach Deutschland geliehene persönliche Besitztümer des Staatsmanns und Feldherrn (1769-1821), sind in der Schau »Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser« zu betrachten.
Von Wesel aus (11. Februar bis zum 9. April) wandert die Schau nach Minden weiter (6. Mai bis 1. Juli). Die Ausstellung ist nach Angaben des Museums zugleich die bisher in Deutschland umfangreichste Präsentation von Kunst und Kunsthandwerk der napoleonischen Epoche. Unter den Exponaten sind Dokumente wie das 1804 eingeführte fortschrittliche Gesetzbuch des Code Civil, Porzellan, Möbel, Uniformen und Kleidung sowie Napoleons schlichtes Feldbett, der Säbel und die Schärpe des Eroberers aus dem frühen Ägyptenfeldzug.
Seit 1801 waren die Regionen des heutigen NRW unter napoleonischem Einfluss: Während die linksrheinischen Gebiete zu Frankreich gehörten, wurde die rechtsrheinische Seite umgebildet - zum Großherzogtum Berg und dem Königreich Westfalen, wo dank französischen Einflusses die damals fortschrittlichste Verfassung Europas galt, wie Museumsdirektor Veit Veltzke betonte.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Biografie des Politikers, Soldaten und späteren Kaisers. Daneben untersucht die Schau die Veränderungen durch die Franzosen-Herrschaft in den Bereichen Kirche, Staat, Justiz und Gesellschaft. Unter Napoleon gab es grundlegende Reformen - etwa die Einführung des neuen Zivilrechts sowie Religionsfreiheit und die Abschaffung feudaler Strukturen. Rote Jakobiner-Mütze und ein Degen aus der Mainzer Republik sind Relikte heute fast vergessener deutscher Demokratiegeschichte.

Artikel vom 10.02.2007