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Das Runde muss ins Eckige

Ausstellung »Kunst im Quadrat«: Hommage auch an die Alten Meister


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Für Dr. Hildegard Wiewelhove, Leiterin des Museums Huelsmann, sind die Plattencover, die in der Ausstellung »Kunst im Quadrat« gezeigt werden, auch die Schnittstelle zwischen Bildender Kunst und Popmusik. Die Schau in der Museumsdependance »Weiße Villa« im Ravensberger Park wurde gestern eröffnet.
Kurator Heiko Hasenbein wies darauf hin, dass noch in den 1950er Jahren Plattenhüllen keine Eigenschaften hatten - abgesehen von der, die Platten schonend zu verhüllen. »Die Kunden mussten nach ihrer Wunschplatte fragen, und der Verkäufer gab sie heraus, aber das Cover musste nicht für die Platte werben.« Mit den bunten Plattencovern seien die Läden dann gewissermaßen über Nacht zu kleinen Kunstgalerien geworden. Am Anfang standen die Starporträts, dann entwarfen auch Künstler Plattenhüllen - Künstler wie Andy Warhol, dessen »Banane« (»Peel slowly and see«) für die Gruppe »Velvet Underground« gleich dreifach in der Ausstellung vertreten ist: mit Schale, halb und komplett gepellt.
Die Ausstellung ist in verschiedene Bereiche gegliedert: Cover als Bildcollagen, Werkzitate Alter Meister von Leonardo da Vinci bis Hieronymus Bosch, verfremdete Meisterwerke, in denen zum Beispiel die Gesichter durch die der Künstler ersetzt wurden, in Cover, die Bilder im Stile von . . . zeigen. Hildegard Wiewelhove: »Meistens nicht respektlos, sondern eher als eine Hommage an das Vorbild.« Herzstück der Schau aber seien die Künstlerentwürfe. »Jeder, der in den 1960er und 1970er Jahren Rang und Namen in der Kunstszene hatte, hat sich an Plattencovern versucht«, berichtet Heiko Hasenbein. Damals wurden die Grenzen der einzelnen Kunstgattungen aufgebrochen, manche Platten seien zu einem Gesamtkunstwerk geworden.
Unter anderem sind Hüllen von Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein, Keith Haring, A.R. Penck und Joseph Beuys (»Sonne statt Reagan«, 1982) vertreten. Ein eigenes Kapitel beanspruchen Werke der Objektkunst, wie sie in den 80er Jahren in kleinen Auflagen zu haben waren. Heiko Hasenbein, selbst Sammler, hat ein umfangreiches Rahmenprogramm zusammengestellt. Dazu gehört der Besuch von Uli Jon Roth (»Scorpions«) am 23. Februar, 19 Uhr, der über seine Plattencover spricht, und am 10. Mai kommt das Künstlerpaar »Kommissar Hjuler und Mama Bär« (er ist ein echter Polizeikommissar) und stellt seine Covergestaltungen vor. Am 31. Mai gibt es eine Gesprächsrunde »Meine Lieblingsplatte«, und am 6. Juni präsentiert sich das Rockmuseum Gronau.

Artikel vom 09.02.2007