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Keiner ist hier
wirklich böse

Kieler »Tatort« mit Axel Milberg

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Silke Rohwedder ist verschwunden. Ihr Segelboot treibt verlassen auf der Ostsee, an Bord sind einige ihrer Kleidungsstücke, erste Vermutungen gehen in Richtung Selbstmord. Aber es kommt ganz anders.

Als der Kieler »Tatort«-Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) die Wohnung der jungen Frau in Augenschein nimmt, fällt ihm auf, dass sie nicht nur blitzsauber geputzt ist, sondern dass an der Wand auch Bilder fehlen. Hat jemand Spuren beseitigt, die auf Mord deuten könnten? »Das Ende des Schweigens« heißt der neue Nord-Krimi, den Buddy Giovinazzo inszenierte.
Nicht zum ersten Mal greift Borowski einen Hinweis der Kriminalpsychologin Frieda Jung (Maren Eggert) auf und erfährt, dass Silke Rohwedder schwanger war. Silkes Mutter Cora (Susanne Lothar) betont sogar, dass sie sich auf das Kind gefreut habe. Doch wer war der Vater? Nachbarn haben beobachtet, dass die junge Frau seit einiger Zeit einen neuen Freund hatte. Silkes Schwester Maxie (Anna Brüggemann) macht einen verstörten Eindruck und weiß offensichtlich mehr, als sie der Polizei sagen will.
Auf der Suche nach Sandor Kovac, wie Silkes Freund angeblich heißt, stößt Borowski auf einen Uhrmacherladen, dessen Inhaber diesen Namen trägt. Der Uhrmacher ist jedoch schon vor Monaten gestorben - er erlag in seinem Auto einem Herzinfarkt. Offensichtlich benutzte Silkes Freund Kovac' Papiere, die gestohlen wurden. Einer der Polizisten, die damals vor Ort waren, ist Claes Möller (Thomas Heinze), der dem toten Uhrmacher sehr ähnlich sieht. Doch warum sollte Möller sich dessen Papiere angeeignet haben?
Es ist für Borowski und Frieda Jung sehr schwierig und mühsam, sich Möller anzunähern, denn der Polizist schweigt beharrlich zu allen Fragen, die Silke betreffen. Doch eines ist klar: Möller ist verheiratet, und er und seine Frau haben ein Kind verloren. Maxie reagiert besonders sensibel auf die Vorstellung, ihre Schwester Silke sei von ihrem Freund betrogen worden, denn ihr Vater hat sich umgebracht, weil seine Frau ihm nicht treu war.
Regisseur Buddy Giovinazzo, der neben dem »Tatort« auch schon »Wilsberg«- und »Polizeiruf 110«-Folgen drehte, reizte an der Geschichte, dass es in ihr keinen wirklich Bösen gibt. »In dieser Geschichte ist aus meiner Sicht jeder ein Opfer«, sagt er. Über das Ermittlerteam meint er: »Die Chemie zwischen Klaus Borowski und Frieda Jung erinnert mich an eine altmodische Liebesgeschichte aus dem Hollywood der vierziger Jahre« mit einer starken sexuellen Spannung zwischen beiden, »die Begierde ist bei ihnen aber stärker als das Ziel.«

Artikel vom 10.02.2007