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Zelebrieren mag er nicht

Maler-Star Gerhard Richter wird heute 75 Jahre alt

Von Gerd Korinthenberg
Köln (dpa). Wortkarg war der Maler Gerhard Richter schon immer. Zu seinem 75. Geburtstag heute gibt sich Deutschlands bedeutendster zeitgenössischer Künstler geradezu schweigsam.

Zu Interviews stehe er nicht mehr zur Verfügung, »das ist aus und vorbei«, vertraute der Wahl-Kölner einer Agentur an: »Ich will diesen Geburtstag nicht zelebriert haben!« Auch die Dinge, die er den Medien sage, wolle er nicht mehr lesen. Schon seinen 70. Geburtstag, den nicht zuletzt US-Museen mit der sensationellen Ausstellungstournee »40 Years of Painting« gefeiert haben, hätte er am liebsten ignoriert, sagte der 1932 in Dresden geborene Maler.
Richter, der mit Sigmar Polke und Georg Baselitz die »Dreifaltigkeit« der deutschen Gegenwartskunst bildet und den der britische »Guardian« erst unlängst »den Picasso des 21. Jahrhunderts« nannte, versucht seinen Ruhm nach Kräften zu ignorieren.
An die beständigen Millionen-Euro-Rekordpreise für deutsche Malerei, zu denen seine Werke die Besitzer wechseln, hat Richter sich wohl gewöhnen müssen: Pünktlich zum Geburtstag erzielte am Mittwochabend in London sein Gemälde »Abstraktes Bild« mit 2,9 Millionen Pfund (etwa vier Millionen Euro) den höchsten Preis, der je für Gerhard Richter auf einer Auktion gezahlt worden ist.
Doch schon jetzt ist absehbar, dass Richters jüngstes und »öffentlichstes« Werk nach der Fertigstellung im Frühjahr für erheblichen Wirbel sorgen wird: Aus etwa 11 500 Glas-Quadraten in 80 verschiedenen Farbtönen schuf er ein 100-Quadratmeter-Fenster für das südliche Querhaus des Kölner Domes. »Das Domfenster und ähnliches: Das Problem der Farbe halt«, beschäftige ihn rund um seinen Geburtstag, sagte Richter.
In seiner Heimatstadt Dresden entsteht derzeit ein wissenschaftliches Archiv, das in allen Details das Werk des Wahl-Kölners erforscht und dokumentiert und das bis 2010 einen ersten Band des Werkverzeichnisses vorlegen will.

Artikel vom 09.02.2007