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Stadtwerke
investieren
160 Millionen

Neues Heizkraftwerk bis 2012

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Es wird die größte Investition sein, die die Bielefelder Stadtwerke bisher getätigt haben: 160 Millionen Euro will das Versorgungsunternehmen für den Bau eines neuen kohlebefeuerten Heizkraftwerks an der Schildescher Straße ausgeben.

Die neue Anlage soll das alte Heizkraftwerk, dessen Kessel seit 50 Jahren unter Dampf stehen, ablösen und die Versorgung der mehr als 10 000 Fernwärme-Kunden in Bielefeld sicherstellen. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung wird das neue Heizkraftwerk auch 100 Megawatt elektrischer Leistung bieten. Es soll ein Fünftel des von den Stadtwerken verkauften Stroms liefern können.
Ersatz für das alte Heizkraftwerk soll her, weil die Anlage spätestens 2012 außer Betrieb gehen muss - aus Umweltschutzgründen. Das neue Heizkraftwerk wird auch das Stadtbild verändern: Ein neuer Kohlekessel wird 55 Meter in die Höhe ragen, ein Luftkondensator, der einen Kühlturm überflüssig macht, eine Höhe von mehr als 30 Metern erreichen.
Bewusst setzen die Stadtwerke weiterhin auf den Rohstoff Kohle. »Er bietet mehr Versorgungssicherheit«, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Friedhelm Rieke mit Blick auf nicht hundertprozentig sichere Gaslieferungen aus Russland. Und es sei für die Kunden die wirtschaftlichere Lösung.
Die Umweltbilanz könne bei der Nutzung einer anderen Energiequelle günstiger ausfallen. »Aber die Belastung durch Kohlendioxid wird insgesamt gesenkt«, betont Dr. Ingo Kröpke, Geschäftsbereichsleiter Erzeugung bei den Stadtwerken. Er spricht von einer Einsparung von 110 000 Tonnen, im Jahr bezogen auf das Gesamtunternehmen. Die Reduzierung soll dadurch erreicht werden, dass die neue Anlage einen alten Kohleblock des Gemeinschaftskraftwerks Veltheim ersetzen wird, an dem die Stadtwerke beteiligt sind. Außerdem könne die Wärmeerzeugung durch die Verbindung mit der Müllverbrennungsanlage, einem weiteren Fernwärmelieferant, optimiert werden.
Dass das Kohlendioxid ein besonderes Klimaproblem ist, erkennen auch die Stadtwerke an. Sie wollen deshalb zusätzlich den Versuch wagen, in der wenig landwirtschaftlich geprägten Großstadt Bielefeld eine Biogasanlage zu bauen, die in das Erdgasnetz einspeist, und dafür weitere zwei bis drei Millionen Euro ausgeben. Geplant sind auch zusätzliche Förderprogramme für Privatleute, mit deren Hilfe ebenfalls Energie (und damit CO2) eingespart werden kann.
Der Aufsichtsrat des Unternehmens wird sich am 16. Februar mit dem Bau des Heizkraftwerks beschäftigen; die endgültige Entscheidung soll am 4. Mai fallen. Auch die Kommunalpolitik wird einbezogen. Liegt eine Grundsatzgenehmigung vor, können Anfang 2008 die benötigten Komponenten bestellt werden. Der Aufbau wird von 2009 bis 2010 erfolgen, die Inbetriebnahme 2012.
»Es soll aber nichts hinter verschlossen Türen laufen«, kündigte Riekes Geschäftsführer-Kollege Wolfgang Brinkmann an. Auch die Öffentlichkeit werde ausreichend an der Planung beteiligt.

Artikel vom 09.02.2007