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Guten Morgen

Kältefest


Das Wort Kälte kennt der Kollege nicht. Und wenn es stürmt und schneit: Er kommt im kurzärmeligen Hemd. Seine einzige Konzession an den Winter: ein locker umgeworfener Schal. Aber auch der ist wohl eher modisches Accessoire. Abhärtung, meint er, sei schließlich alles.
Entsprechend temperiert ist seine Wohnung: Ob er im Schlafzimmer überhaupt einen Heizkörper hat, hat er vermutlich noch nie überprüft. Dafür kann er sich im Winter an Eisblumen am Fenster erfreuen. Hat ja auch nicht jeder. Auch im Bad ist es bei ihm nicht kuschelig: Als praktischer Mensch hält er sich schließlich nur kurz dort auf. Und setzt nebenbei nach der Dusche (vermutlich handwarm) Kältereize, bis er in sein luftiges Outfit geschlüpft ist. Lediglich im Wohnzimmer ist die Heizung aufgedreht, und auch sie ist nur lau. »Das spart immens Heizkosten«, verkündet er.
Es spart darüber hinaus: Es kommt nämlich niemand zu Besuch, denn er bewirten müsste. Wer will sich in solch einem Eispalast schon eine Erkältung holen. Und dann womöglich ein Vermögen investieren in Nasenspray, Hustensaft und Salben.Sabine Schulze

Artikel vom 09.02.2007