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»Auch deutsche Musik
kann gehaltvoll sein«
Vor dem Auftritt in Bielefeld: »Juli«-Gitarrist Jonas Pfetzing im Interview
Seit der »Perfekten Welle« scheint sie nichts mehr aufhalten zu können: »Juli« sind und bleiben auf der Erfolgsstraße, auch mit ihrem neuen Album, mit dem sie gerade die Konzerthallen in Deutschland füllen. Die JUGENDSTIL-Mitarbeiterinnen Stefanie Djoba und Jana Freese sprachen im Vorfeld des Konzertes in Bielefeld mit dem Gitarristen Jonas Pfetzing (25) über die aktuelle Single, die Tour und die Zukunftspläne.
Zur Zeit seid ihr mit eurem Album »Ein neuer Tag« auf Tour. Wie sieht unterwegs der typische Alltag aus? Wir haben relativ viel Zeit zum Ausschlafen und sind mit einem Nightliner unterwegs, das heißt, dass wir über Nacht zum nächsten Auftrittsort fahren. Wir haben erst mittags die ersten Termine wie Soundcheck oder Pressetermine. Danach essen wir zusammen, bereiten uns noch ein bisschen vor und haben meist gegen 21 Uhr unseren Auftritt.

Am 25. Februar gebt ihr auch ein Gastspiel in Bielefeld. Wart ihr vorher schon einmal in der Region? Ich glaube nicht. Es ist meist sehr schwierig, sich zu erinnern. Die Orte, in denen wir auftreten, häufen sich mit der Zeit und man kann sich leider nicht mehr an jede Stadt erinnern. Es heißt immer nur: B wie Bielefeld, da hab' ich ein Bier bestellt.

Habt ihr überhaupt mal Zeit, euch außerhalb eurer Auftritte die Städte und die Umgebungen etwas näher anzuschauen? Teilweise. Häufig sind die Orte, in denen wir auftreten, aber weiter außerhalb - zum Beispiel wenn wir in Kultur-, Messezentren oder Sporthallen spielen. Von dort aus ist es nicht ganz so einfach, ins Zentrum zu kommen, und dann verzichtet man meistens darauf. Unser Schlagzeuger ist relativ aktiv. Er hat sein Klapprad mit auf Tour und fährt damit schon mal in den nächsten Ort.

Mit eurem zweiten Album habt ihr bewiesen, dass ihr keine Eintagsfliegen seid. Hättet ihr es für möglich gehalten, dass sich deutschsprachige Musik wieder etablieren kann? Bevor das Ganze losgegangen ist, hab' ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Dass wir einmal so einen Erfolg haben werden, konnte niemand ahnen. Wir haben natürlich immer gehofft, dass wir auch über die Grenzen von Gießen hinaus bekannt werden würden. So im Nachhinein betrachtet, hat in Deutschland eine ganz normale Entwicklung eingesetzt. Die Leute haben sich an der amerikanischen Musik satt gehört und verstehen langsam, dass auch deutsche Musik gehaltvoll sein kann.

Habt ihr auch schon mal daran gedacht, eure Songs in anderen Ländern zu veröffentlichen oder vielleicht mal ein paar Lieder auf Englisch aufzunehmen? Ja, daran gedacht haben wir schon und auch, wie man es umsetzten könnte. Es reizt uns natürlich auch, einmal woanders zu spielen, außerhalb des deutschsprachigen Bereiches. Konkret ist da aber noch nichts geplant.

Eure aktuelle Single heißt »Wir beide«. Darin besingt eure Frontfrau Eva die Freundschaft zu ihrer besten Freundin. Was verbindet ihr Jungs mit dem Song? Wir haben auf jeden Fall alle beste Freunde. Ich glaube, bei Frauen ist das noch was Spezielleres, weil sie dahin tendieren, immer eine ganz enge Freundin zu haben und nicht viele Freundinnen. Bei Frauen ist das einfach extremer.
Bei mir ist es so, dass ich mehrere beste Freunde aus verschiedenen Bereichen habe, von denen ich keinen bevorzugen würde. Wir treffen uns auch in regelmäßigen Abständen und telefonieren recht häufig, so dass der Kontakt aufrecht erhalten bleibt.

Ihr seid eine Gruppe aus dem Genre Rock/Pop. Hab ihr auch schon mal darüber nachgedacht, euch in einem anderen Musikstil, zum Beispiel Swing, zu versuchen? Ich denke, in der derzeitigen Formation eher nicht. Wir haben nie wirklich ein Konzept gehabt, sondern haben einfach das gemacht, was in den Proben und zu Hause bei den Songschreibern entstanden ist. Wenn wir mal etwas anderes ausprobieren wollten, dann wohl eher unter einem anderen Namen. Als »Juli« werden wir unserem Stil treu bleiben.

Momentan seid ihr noch auf Tour. Was steht für den Rest des Jahres an? Wir hoffen erst mal, dass die Tour erfolgreich zu Ende gehen wird und dass wir im Sommer auf einigen guten Festivals spielen können. Weiter haben wir noch nicht in die Zukunft geschaut.
Wahrscheinlich lassen wir es danach eine Zeitlang etwas ruhiger angehen und ich persönliche hoffe, dass wir dann irgendwann noch ein schönes drittes Album aufnehmen werden.

Artikel vom 17.02.2007