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Superhund »Shacky«
ruft die Sanitäter

Seine Schnauze ersetzt behinderter Frau die Arme

Von Ulrike Leszczynski
Berlin (dpa). Der Golden Retriever »Shacky« ist ein Superhund der besonderen Art: Er kann den Notruf-Knopf auslösen, wenn sein Frauchen in Schwierigkeiten gerät. Dem Deutschen Roten Kreuz ist bundesweit kein Hund bekannt, der auf diese Weise die Sanitäter holen kann.

Auch sonst steht »Shacky« seiner Berliner Besitzerin Hedi Menge, die nach einer Contergan-Schädigung im Alltag ohne Arme auskommen muss, perfekt zur Seite. Er räumt die Waschmaschine aus, zieht Kleidung in seinen Korb, trägt Akten ins Büro und bringt auf Wunsch das Telefon in der Schnauze herbei. Sein Frauchen Hedi Menge ist Mitte 40. Sie war eines der 5000 Kinder in Westdeutschland, die Ende der 50er Jahre durch das Medikament Contergan körperlich behindert zur Welt kamen. Hedi Menge hat nur zwei Armansätze, an denen ihre Finger angewachsen sind. Sie kann keine Sachen vom Boden aufheben, sie kann nicht in ihre Waschmaschine greifen - und sie kann auch kein Hausnotruf-Gerät am Handgelenk tragen. Hedi Menge hat kein Handgelenk.
Für viele alltägliche Probleme gibt es nun »Shacky«. »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Hund so viel lernen kann«, sagt DRK-Sprecher Timon Pohl. Seit 25 Jahren biete das DRK den Hausnotruf an, doch ein trainiertes Tier habe ihn noch nie ausgelöst. Wenn Hedi Menge hinfällt und nicht alleine aufstehen kann, wetzt »Shacky« auf ihren Befehl »Geh, hol' Hilfe« zu einer bunten Kordel im Flur und zieht mit der Schnauze daran. Die Kordel ist an einem Kippschalter befestigt, der die Notrufleitung zum Roten Kreuz freischaltet. Hedi Menge kann dann in jedem Zimmer über Mikrofone mit Helfern sprechen. Sie hat auch ausprobiert, was passiert, wenn sie still am Boden liegen bleibt. Auch ohne Befehl ist ihr Hund zum Alarmknopf gerannt. Er hat ins Mikrofon gebellt.
»Durch Shacky habe ich nun mehr Lebensqualität und Sicherheit«, sagt Hedi Menge. Sie und »Shacky« lernten sich über die Kynos-Stiftung »Hunde helfen Menschen« kennen. Dort werden Assistenzhunde für Blinde und Gehbehinderte ausgebildet. Jeden Morgen legt Hedi Menge ihrem Vierbeiner »Shacky«, was in der Sprache der Eskimos Freund bedeutet, eine neongelbe Weste mit dem Aufdruck »Behinderten-Begleithund« an. Für »Shacky« heißt das: Er ist im Dienst, keine Albernheiten mehr. Der Hund fährt mit ins Büro und liegt geduldig unter dem Schreibtisch. Er hebt auf, was Frauchen mal herunterfällt - von der Akte bis zur Büroklammer.

Artikel vom 09.02.2007