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Infektionen gefährden Ungeborene

Frühgeburt oder kindliche Schäden drohen - Symposium am EvKB

Bielefeld (sas). 60 Prozent der Schwangeren machen bis zur Geburt ihres Kindes irgendeine Infektion durch. In den meisten Fällen ohne Folgen für Mutter und Kind. Oft genug aber mit fatalen Konsequenzen - in der Regel für das Kind. Das Tragische: Würden diese Infektionen verhindert oder rechtzeitig erkannt, könnten schwere kindliche Schäden verhindert werden.

Mit Infektionen in der Gynäkologie und Geburtshilfe befasst sich morgen ein Symposium des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld. Neben Themen wie Hepatitis in der Schwangerschaft, Herpes oder Aids wird es auch um die neue Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs und die Zytomegalie, die häufigste Erkrankung, die von der Mutter auf das Kind übertragen wird, gehen. Die Leitung der Tagung liegt bei Privatdozent Dr. Andreas Luttkus, Chefarzt der Frauenklinik Bethel im EvKB, Prof. Dr. Johannes Otte, Chefarzt der Kinderklinik und Dr. Michael Wojcinski, niedergelassener Frauenarzt.
Wojcinski, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft »Impfen in der Gynäkologie« bricht eine Lanze für die Vorsorge. »Ein guter Impfschutz einer Schwangeren ist auch ein Schutz für das ungeborene Kind.« Unverständlich findet er, dass nur ein Viertel der Jugendlichen bis 18 Jahre die empfohlenen Impfungen haben. Und nur jeder Dritte ist gegen Hepatitis B geschützt - eine hochinfektiöse Krankheit, an der in Deutschland jährlich 2000 Menschen sterben.
Luttkus und er hoffen, dass die Impfung gegen die Papillomviren angenommen wird. Sie sind für 98 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Gegen vier Typen des Virus kann heute geimpft werden, das Krebsrisiko wäre um 70 bis 80 Prozent zu senken. »Wichtig ist, dass die Impfung schon bei jungen Mädchen erfolgt« betont Luttkus. Immerhin sterben jährlich in Deutschland 5000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs.
Ihr Augenmerk werden die Mediziner auch auf die Zytomegalie richten. Sie kommt oft daher wie ein Schnupfen und wird deshalb von der Schwangeren (und ihrem Arzt) selten ernst genommen. Für das Ungeborene kann eine akute Infektion aber Tod, Frühgeburt oder schwere Schädigung bedeuten. »Bislang konnte man nicht dagegen behandeln, heute haben wir eine hochpotente Therapie«, betont Luttkus.
Generell sollten Schwangere Infektionen - egal, ob durch Chlamydien, Streptokokken oder anderes verursacht - Aufmerksamkeit schenken: Bei 15 Prozent kommt es zu Frühgeburt. Für ein Baby kann das fatal sein. Denn erst ab der 28. Schwangerschaftswoche treten Antikörper der Mutter auf das Baby über und geben ihm für die ersten Lebensmonate Nestschutz. »Frühchen«, so Otte, sind durch Infektionen also doppelt gefährdet. Und kein Neugeborenes ist gegen Keuchhusten und Meningokokken gefeit. »Man geht heute deshalb dazu über, die nahen Bezugspersonen gegen Keuchhusten zu impfen. Denn dagegen gibt es keinen lebenslangen Schutz!«

Artikel vom 09.02.2007