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Christian Döring erhofft unaufgeregte Diskussionen. Foto: Büscher

»Panikmache wäre
jetzt völlig falsch«

Schülervertretung gegen Video-Überwachung

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Schülervertretung (SV) des Helmholtz-Gymnasiums hat gegen eine Video-Überwachung votiert. »Wir wollen auf keinen Fall die gläserne Schule«, sagte Schülersprecher Christian Döring dem WESTFALEN-BLATT.

Der 18-Jährige hofft darauf, dass der Überfall professionell und unaufgeregt nachbereitet wird. »Es kann nicht angehen, jetzt eine Stimmung der Paranoia unter den Schülern herbeizureden.« Die SV betrachte den Wunsch der Schulleitung nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen mit Skepsis. Glasspione in den Türen - okay, aber keine Kameras auf den Fluren.
Ohnehin wird im Helmholtz einiges getan, um Aggressionen zu entschärfen. »Eltern, Lehrer und Schüler diskutieren in einer Arbeitsgruppe Empfehlungen zum verantwortlichen Miteinander«, berichtet Döring, selbst Mitglied in der AG. »Diese Tips werden klassenintern umgesetzt.« Einschüchterungsversuche kann man stoppen, der Umgang mit Frust bei Leistungsdruck und ähnliche Probleme lassen sich lösen - und die Atmosphäre im Klassenraum wird merklich entkrampft.
Tatsächlich: »Eine Umfrage im Sommer 2006, ein Jahr nach Einführung dieser Maßnahmen, ergab, dass die Mitschüler entspannter miteinander umgehen. Letztlich liegt die Lösung akuter Probleme natürlich bei den Pädagogen«, gibt Döring offen zu.
Außerdem verweist der Schulsprecher auf das Projekt Mediation: »Eine Lehrerin und 15 ausgebildete Schülermediatoren ab Jahrgangsstufe 9 schlichten Streitfälle. Die haben einiges zu tun.«
Kriminelle Energie ist am Helmholtz die absolute Ausnahme, weiß Döring aus eigener Anschauung. »Ich war zwei Jahre lang in derselben Klasse wie einer der Täter, der schon damals unangenehm auffiel.« Auf sein Mobbing und seine Gewaltdrohungen hätten die Lehrer nach Meinung vieler Mitschüler zu nachsichtig reagiert.
Dörings Fazit: »Bloß jetzt keine Panikmache. Wer den Schulalltag offenen Auges betrachtet, dürfte problematische Mitschüler rechtzeitig erkennen. Dann gilt es, ruhig und besonnen gegenzusteuern.« Seite Ostwestfalen-Lippe

Artikel vom 09.02.2007