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Test als Tauschbörse
Hart
am
Ball
Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Franz Beckenbauer war in Deutschland auch schon für das absurde Theater zuständig. Als damaliger »Intendant« beschloss er, den letzten Auftritt vor der WM 1990 zur Aufführung mit vielen Darstellern zu machen. Beim 1:0 gegen Dänemark in Gelsenkirchen wechselte der »Kaiser« zehn Mal aus - und nur der Verteidiger Buchwald blieb volle 90 Minuten auf dem Platz. Am Ende hatte niemand mehr den Überblick. Es gab ein wildes Durcheinander.
Ganz so bunt treiben es die Trainer auch bei Testspielen in der Regel nicht, aber Tauschbörsen sind solche Probeläufe schon. Und so wirkten bei der Begegnung zwischen Deutschen und Schweizern in Düsseldorf schließlich auch 33 Akteure mit.
Immer wieder ging in der zweiten Halbzeit mit steifer werdendem Arm die Leuchttafel hoch, die Raus und Rein signalisiert. Auch auf Einzelschicksale wird auf diese Weise vorbildlich Rücksicht genommen. Der Aachener Jan Schlaudraff war der letzte, der sich einsam und allein gelassen warm hielt, ab und zu mal etwas trabte, sich dehnte oder einfach nur zusah. Für die letzten Minuten durfte dann auch noch der Alemannen-Stürmer ins Spiel.
Der nächste Gegner, den Deutschland in aller Freundschaft trifft, ist nun wieder Dänemark. Das erinnert an die kaiserliche Farce vor 17 Jahren, als Franz von Bayern den gesamten Hofstaat etwas zum Narren hielt.
Aber die Spitze muss damit noch nicht erreicht sein. Vielleicht könnte demnächst eine Einwechslung unter den Zuschauern per Preisausschreiben ausgelobt werden. Hauptgewinn ist die Teilnahme an der Nachspielzeit im Rückspiel gegen San Marino. Das wäre ein netter Zug für die Fans und vermutlich gefahrlos für die deutsche Elf.

Artikel vom 09.02.2007