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Ostwestfalen
optimistisch

IHK fragt Handel und Dienstleistung

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die gute Laune der Verbraucher und der Aufschwung in der Industrie haben jetzt auch die Stimmung im ostwestfälischen Handel und Dienstleistungsgewerbe deutlich angehoben. Der im Herbst 1999 eingeführte Klimaindex erreichte bei der Frühjahrsumfrage 2007 Rekordwerte.

Wie Reinhard Wolf, Vorsitzender des Handelsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen, gestern in Bielefeld erläuterte, stieg der Anteil der Kaufleute, die mit der Geschäftslage zufrieden sind, von 22 auf 41 Prozent. Das war im Vergleich zum Frühjahr 2006 fast eine Verdoppelung. Unzufrieden seien nur sieben Prozent.
Besonders positiv sei die Stimmung im Großhandel. Eine Ausnahme bilde nur der Tabakhandel. Im Einzelhandel hätten vor allem Möbel- und Autohäuser vom Vorzieheffekt durch die Mehrwertsteuer profitiert. Auch die Fachmärkte für elektronische Medien und die Parfümerien seien »nach einem Weihnachtsgeschäft, das endlich wieder diesen Namen verdient hat«, sehr zufrieden. Dagegen büßten Lebensmittelhandel und möglicherweise Tankstellen-Shops Umsätze ein.
In diesem Zusammenhang wandte sich Wolf gegen das geplante riesige Factory Outlet Center an der Grenze von Ostwestfalen im nordhessischen Diemelstadt: »Es scheint, als sei die Zeit des Wildwuchses auf der grünen Wiese noch nicht vorbei.«ÊEr forderte die hessische Landesregierung auf, von ihrem »Schrebergartendenken« Abstand zu nehmen. »Diese Forderung gilt in gleicher Weise auch für den geplanten Flughafen Kassel-Calden«, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff.
Auch die Stimmung im Dienstleistungsgewerbe erreicht nach Angaben von Reinhold Prohaska, Vorsitzender des IHK-Dienstleistungsausschusses, wieder den Spitzenwert vom Boomjahr 2000. 39 Prozent der befragten Firmen bezeichneten ihre Geschäftslage als gut, nur acht Prozent als schlecht. Bei den EDV-Dienstleistern erreicht die Quote sogar fast 50 Prozent.
Zu den erfreulichsten Aspekten der Umfrage gehört, dass sich der Aufschwung aller Voraussicht nach auch auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen wird. Nach einer langen Wachstumsphase, in der Handel und vor allem Dienstleistungsgewerbe nach Angaben von IHK-Geschäftsführer Harald Grefe den Wegfall von 100 000 Jobs in der ostwestfälischen Industrie ausgeglichen haben, seit 2001 eine Phase der Stagnation eingetreten, die jetzt beendet sei. Die Wende sei auch daran abzulesen, dass die Zeitarbeitsfirmen derzeit einen absoluten Höhenflug erlebten. Die Zeit, da nur Hilfsarbeiter vermittelt würden, sei vorbei. Zwei Drittel der Leiharbeitnehmer verfügten über eine qualifizierte berufliche Ausbildung.

Artikel vom 08.02.2007