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Imker fürchten Beutenkäfer

Schädling wütet schlimmer als die Varroa-Milbe

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Bislang hielten Bienenzüchter die Varroa-Milbe für ihren schlimmsten Feind. Aber jetzt zittern sie vor dem Kleinen Beutenkäfer.

Der schwarze, fünf Millimeter kleine Käfer ernähre sich von der Brut, fresse Honig, Wachs und die Bienenlarven, sagte Ingrid Illies vom Landesverband Westfälisch-Lippischer Imker (5600 Mitglieder mit 54 000 Völkern) gestern dieser Zeitung. Der Schädling sei aus Afrika in die USA eingeschleppt worden und habe dort »verheerende Schäden« angerichtet. »Die Europäische Union hat wegen des Käfers, der durch Honiggeruch angelockt wird, ein Einfuhrverbot für Bienen verhängt«, berichtete Illies.
Dennoch sei der Kleine Beutenkäfer »100prozentig bereits in Europa«, sagte der Leiter des Schweizer Bienenforschungszentrums in Liebefeld, Peter Neumann, gestern dieser Zeitung. Nach seinen Angaben wurde der Käfer 2004 nach Portugal und 2005 nach London eingeschleppt und dort vermutlich ausgerottet. In einem Sicherheitslabor hätten britische Forscher im vergangenen Jahr in der Nähe von London eine Zucht des Käfers aufgebaut. Beim so genannten »Apisticus-Tag« der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berichtet Neumann am Samstag in Münster über Verbreitung, Diagnose und Kontrolle des Käfers. Zur Fachtagung kommen Imker und Bienenkundler aus ganz Deutschland in die Bischofsstadt.
Die Varroa-Milbe zerstörte im vergangenen Jahr fünf bis zehn Prozent der Bienenvölker. Für das laufende Jahr erwartet Illies Verluste von 20 Prozent. Das warme Wetter habe dafür gesorgt, dass die Bienen früher und länger brüteten und sich die Milben stark vermehrten. Der Parasit wächst mit den Jungbienen heran und zerstört Teile der Brut.
Friedrich-Wilhelm Große-Wöhrmann vom Kreisimkerverein Bielefeld setzt im Kampf gegen Milben auf Ameisensäure. »Die Bienen vertragen sie gut, die Milben schreckt sie ab«, sagte er gestern. Entweder wird ein Tuch mit der Säure getränkt und von oben auf den Wabenrahmen gelegt, oder ein Verdunster leitet die Säure in den Bienenstock. »Es ist nicht möglich, ein Bienenvolk völlig milbenfrei zu halten«, erklärte Große-Wöhrmann. Mit der Milbe könne man aber leben, mit dem zerstörungswütigen Kleinen Beutenkäfer nicht. Ein Bienenvolk bringt etwa 35 Kilogramm Honig.

Artikel vom 08.02.2007