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Im Jeep Dünen rauf und runter

Arminia: Rodenbergs und Haeders DFB-Abenteuer am Persischen Golf


Bielefeld (WB/jm). Eine Metallscheibe mit einem Kamel drauf und dem Wappen Katars: Dieses kleine Souvenir wird Maik Rodenberg stets an seinen nächsten Schritt nach oben auf der Karriereleiter erinnern. An ein Stück Zukunft, ein modernes Märchen aus 1001 Nacht, sechseinhalb Flugstunden entfernt.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag weilte Arminias U 19-Innenverteidiger ebenso wie DSC-Sturmkollege Matthias Haeder mit der deutschen U 18-Nationalmannschaft im traditionellen Wintertrainingslager in Katar. Vor dem Abflug in die Hauptstadt Doha wurden die Spieler in Frankfurt DFB-gerecht eingekleidet. Die Bundesligastars von Morgen bezogen Quartier im komfortablen Mövenpick-Hotel Doha, mitten im Herzen der Stadt gelegen an der spektakulären Corniche Road.
Gleich vier Junioren-Nationalteams des DFB (U 16 bis U 19) reisten für eine Woche ins Emirat am Persischen Golf, 72 Spieler und ein großer Betreuerstab inklusive zweier Lehrer. Der DFB-Delegation gehörten unter anderem Sportdirektor Matthias Sammer sowie der DFB-Direktor Team-Management, Jugend und Ausbildung Wolfgang Niersbach an. Sammer stellte das neue Elite-Konzept vor und schwor die DFB-Jungs auf den neuen Kurs ein. »Die Nachwuchsspieler müssen spüren: Es ist etwas Besonderes, zum DFB zu kommen,« so Sammer, der die Talentförderung deutlich forciert.
»Animateur« Horst Hrubesch bot den Auserwählten des Jahrgangs 1989 aus zehn Vereinen ein intensives, umfangreiches Programm mit täglich zwei Trainingseinheiten an, schließlich sollte bei idealen Temperaturen von gut 20 Grad Celsius eine optimale Grundlage für das Länderspieljahr 2007 gelegt werden. »Es hat Spaß gemacht, auf solch einem Niveau zu spielen, aber es war auch total anstrengend,« gab Haeder zu - und verschlief einen großen Teil der ohnehin kargen Freizeit.
Beim Blick aus dem Hotelfenster geriet Arminias Topangreifer (sieben Tore) ins Schwärmen: »Das Wasser war türkisfarben, das sah toll aus.« Sein Zimmergefährte war Danny Latza vom FC Schalke 04, langjähriger Westfalenauswahl-Kollege. Die Begegnung mit der fremden Kultur war auf jeden Fall nachhaltig. »Die Leute dort waren hypernett. Und das Verkehrssystem war witzig: Hupend rein in den Kreisverkehr und dann mal gucken, was passiert.«
Matthias Haeder - »Kleiner«, so sein Rufname bei Bundestrainer Horst Hrubesch - tat auf dem Platz übrigens das, was ein Coach von einem Stürmer erwartet. Beim 5:2-Streich über die deutsche U 19-Auswahl erzielte der 1,70 Meter kleine Spieler nach seiner Einwechslung den Treffer zum 4:2. »Ich habe viel mitgenommen. Es war ein tolles Gefühl, dieses spezielle Trikot tragen zu dürfen,« strahlte Matthias Haeder und hofft auf sein Länderspieldebüt noch in diesem Jahr.
Maik Rodenberg bewohnte ein Zimmer mit Björn Kopplin (FC Bayern München). Leider lief es für ihn sportlich weniger befriedigend. Bereits nach der zweiten Einheit zog der Innenverteidiger sich eine Sehnenentzündung im Knie zu, musste kürzer treten und ein Aufbauprogramm absolvieren, viel Laufen und Fahrrad fahren.
Vom Motivationsabend über den Dünenlauf bis zur Dünenabfahrt in neun Jeeps am letzten Tag - »diese Fahrt so zu erleben, war von Anfang bis Ende einfach überwältigend,« resümierte Rodenberg. »Wenn ein Herr Sammer so vor dir steht und einen flammenden Appell hält; das spornt ungeheuer an, da kriegst du schon ein mulmiges Gefühl.«
Ende Februar ist in Saarbrücken der nächste Leistungstest geplant. Wieder mit Beteiligung vom DSC Arminia Bielefeld? Maik Rodenberg übt sich in Bescheidenheit. »Ich werde auch weiterhin mein Bestes geben.« Ein altes arabisches Sprichwort besagt: »Wer in die Wüste geht und wiederkehrt, ist nicht mehr derselbe.« Ist da vielleicht ein Körnchen Wahrheit dran? Rodenberg zuckt lächend mit den Schultern. »Das sollen andere beurteilen. Aber es ist schon beeindruckend, was es alles auf der Welt gibt.«

Artikel vom 09.02.2007