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Sparkasse statt
»Distanzbank«

Kostenfreies Girokonto vorgeschlagen

Von Bernhard Hertlein
Bochum/Münster(WB).
Die Sparkassen in Westfalen-Lippe erleichtern Kunden, die zur Konkurrenz wechseln, die Rückkehr. Deshalb sollen Girokonten in diesem Fall grundsätzlich und für den Kunden kostenfrei sechs Monate fortbestehen. Außerdem prüfen die Sparkassen die (Wieder-)Einführung kostenfreier Girokonten.
Rolf Gerlach: Sparkassen sind echte Direktbanken.

Aus Anlass des Jahresberichts des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes verwahrte sich Präsident Dr. Rolf Gerlach gegen den Begriff »Direktbanken« der Konkurrenz: »Den direktesten Kontakt zu den Kunden haben die Sparkassen.« Die so genannten Direktbanken seien dagegen »Distanzbanken«, bei denen der Kontakt zu den Kunden stets den indirekten Weg über das Internet nehme.
Bei den westfälisch-lippischen Sparkassen wurden im vergangenen Jahr 2,3 von 4,5 Millionen Girokonten und damit erstmals mehr als die Hälfte online geführt. Der elektronische Zahlungsverkehr sei sicher. Bei 22 Millionen Online-Überweisungen sind Gerlach zufolge 2006 nur 31 Schadensfälle registriert worden -Ênur 0,00014 Prozent. In drei Viertel des Fälle seien Kunden durch betrügerische Mails dazu bewegt worden, ihre PIN und Transaktionsnummern zu offenbaren, oder sie wurden Opfer illegaler Virenprogramme (Trojaner). Die Umstellung auf indizierte Transaktionsnummern (iTan) bringe zusätzliche Sicherheit. Sie sei inzwischen bei 80 Prozent aller Sparkassen-Online-Konten erfolgt. »Unser Ziel ist die Reduzierung der 0,00014 auf 0,0 Prozent«, sagte Gerlach.
Ein totaler Verzicht auf Kontoführungsgebühren würde die Sparkassen in Westfalen-Lippe 200 Millionen Euro und damit ein Sechstel des letztjährigen Betriebsergebnisses kosten. Obwohl die Sparkassen sich die fehlenden Einnahmen anderweitig beschaffen müssten, wird »aus Marketinggründen« die Einführung kostenfreier Girokoten geprüft. Die Entscheidung liege jedoch letztlich bei jedem einzelnen Institut. Bislang beträgt die durchschnittliche monatliche Gebühr für ein Konto mit S-Card sechs, mit Mastercard acht und mit Mastercard Gold 11,60 Euro.
Von den 76 westfälisch-lippischen Sparkassen haben 23 ihren Standort in OWL. Ihre Spareinlagen gingen 2006 insgesamt um 3,4 (Region: 0,3) Prozent zurück. Die Kredite erhöhten sich um 1,8 (2,6) Prozent. Bielefeld zählt zu den vier größten, Versmold und Blomberg zu den vier kleinsten Instituten.

Artikel vom 08.02.2007