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Täter gesteht
sechs Überfälle

Prozess gegen die »Maskenbande«

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Im Prozess gegen die sogenannte Maskenbande hat gestern einer der sechs Angeklagten vor dem Landgericht Bielefeld ein weitgehendes Geständnis abgelegt. Den Angeklagten werden Raubüberfälle und ein Einbruch zur Last gelegt.

Auf der Anklagebank sitzen fünf Türken und ein türkischstämmiger Deutscher aus Bielefeld, Herford und Hiddenhausen im Alter von 17 bis 46 Jahren. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, im Zeitraum vom 15. Dezember 2005 bis zum 21. Juli 2006 insgesamt elf Taten der schweren räuberischen Erpressung, des schweren Raubes, der Freiheitsberaubung, des erpresserischen Menschenraubes, der Nötigung und der Körperverletzung sowie einen Wohnungseinbruch in Bielefeld und im Kreis Herford begangen zu haben. Dabei wurden vornehmlich Tankstellen und Spielhallen heimgesucht. Die Opfer wurden unter Vorhalt von scharfen Waffen von den maskierten Tätern gefesselt und eingesperrt.
Unfassbar war allein das Verbrechen, dem eine 83-jährige Frau in Kirchlengern (Kreis Herford) zum Opfer fiel: Kurz vor Mitternacht im Dezember 2005 hebelten drei Männer eine Tür ihres Hauses auf und drangen in das Schlafzimmer der Seniorin ein. Mit Waffengewalt erpressten die Verbrecher Geld von ihrem Opfer. Der Türke Hüseyin K. (46) gestand gestern, bei der völlig verängstigten Frau geblieben zu sein und ihr mit Händen Mund und Augen zugehalten zu haben. Dann wurden der Rentnerin von ihren Peinigern mit einem Strumpf die Hände gefesselt. Die Räuber erbeuteten schließlich 7600 Euro Bargeld und Schmuck. Obendrein forderten sie, die Frau solle von Sparbüchern insgesamt 22 000 Euro abheben. Das Geld werde am folgenden Tag abgeholt, sonst bekomme sie »eine Kugel«.
Ein weiteres Opfer war ein Bielefelder Getränkehändler, der wenige Wochen später sogar von der Bande als Geisel nach Enger verschleppt wurde. Beute: 1400 Euro.
Auf die Spur der Verbrecher kam eine Sonderkommission der Polizei durch einen verdeckten Ermittler und durch gezielte Telefonüberwachungen. Gestern ergriff der erste Angeklagte, der Türke Samir V. (21, Name geändert) die Flucht nach vorn. Er räumte die ihm zur Last gelegten Vorwürfe, an sechs Überfällen beteiligt gewesen zu sein, ein. Dabei ging der abgelehnte Asylbewerber aus Bielefeld sogar noch über die Erkenntnisse von Staatsanwaltschaft und Polizei hinaus: An einer, ihm bisher nicht zur Last gelegten Tat, sei auch er beteiligt gewesen. Mehr noch, er habe das Opfer sogar selbst gefesselt. Der Prozess wird fortgesetzt.

Artikel vom 08.02.2007