09.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gesunder Stuhl ist
längst nicht alles

Gesundheitswissenschaftler beraten Kliniken

Bielefeld (WB). Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind in einem Unternehmen für viele ein Problem: für den Betroffenen selbst, für seine Kollegen, die den Arbeitsausfall kompensieren müssen und letztlich natürlich für den Arbeitgeber. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement soll Abhilfe schaffen - zu Nutz und Frommen aller. Studenten der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Uni Bielefeld und die Städtischen Kliniken haben sich dieses Vorhabens angenommen.

»Arbeitsabläufe wirken auf die Gesundheit eines jeden ein - positiv oder negativ«, sagt Olaf Iseringhausen, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Und auch wenn die Arbeitsausfallzeiten derzeit zurückgingen, gingen die Menschen nicht gesünder zur Arbeit. »Unstrittig ist, dass nicht nur gesunde Bürostühle eine Rolle spielen, sondern auch die Kommunikation für das Wohlbefinden wichtig ist.«
Auf Initiative des Klinikum-Geschäftsführers Dr. Johannes Kramer und des Betriebsrats Rolf Tubbesing haben daher Studenten unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Badura von Oktober 2006 bis jetzt eine Untersuchung durchgeführt, die Schwachstellen in den Organisationsstrukturen und im Arbeitsablauf des Krankenhauses sowie Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen sollte. Dazu haben die angehenden Gesundheitswissenschaftler Mitarbeiter befragt und gesundheitsförderliche und -abträgliche Einflüsse ermittelt. Und sie haben einen unternehmensspezifischen Gesundheitsbericht erstellt. Ihr Fazit: Dem Thema Gesundheitsmanagement stehen die Klinikangestellten - egal, ob Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Mitarbeiter in der Küche und Verwaltung oder Ärzte - aufgeschlossen gegenüber und stufen die Förderung durch den Arbeitgeber hoch ein. »Über alle Berufsgruppen hinweg wurden das Arbeitsklima und die Kommunikation innerhalb der Teams überwiegend positiv eingeschätzt.« Gleichwohl könnten sowohl die Arbeitsprozesse als auch die Kommunikationsstrukturen zwischen den Abteilungen im Krankenhaus aus Sicht der Mitarbeiter noch verbessert werden. Deutlich zugenommen hat zudem in den vergangenen Jahren die subjektiv empfundene Arbeitsintensität und -belastung.
Die Arbeitsausfallzeiten in den Städtischen Kliniken entsprechen dem Durchschnitt. Ebenso ist es typisch, dass Erkrankungen der Muskeln und des Skeletts sowie der Atemwege besonders häufig vertreten sind, sagt Iseringhaus. Auffällig ist, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen gestiegen ist, aber auch dies entspricht dem bundesweiten Trend.
Die Gesundheitswissenschaftler haben den Städtischen Kliniken konkret empfohlen, sich eine »vernünftige Dateninfrastruktur« zu verschaffen, die Auskunft über die Gesundheit der Mitarbeiter gibt. »Sie fehlt in fast allen Unternehmungen.« Nur dann könne man sinnvolle Maßnahmen ergreifen, um Zufriedenheit und damit auch Wohlbefinden der Mitarbeiter zu steigern, erklärt Iseringhausen.
Nicht immer sind dafür große Investitionen nötig. »Die interne Kommunikation spielt bei diesem Thema eine große Rolle.« Denn sie vermittelt das Gefühl, ernst genommen und wichtiger Teil eines großen Ganzen zu sein.

Artikel vom 09.02.2007