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Aufmüpfig und
etwas launisch

Manfred Krug ist heute 70 Jahre alt

Berlin (dpa). Manfred Krug ist sehr direkt und meistens wohl auch ehrlich. Heute wird der Film- und Fernsehschauspieler und Sänger 70 Jahre alt.
»Tatort«-Gespann: Charles Brauer und Manfred Krug.
Manfred Krug als Rechtsanwalt »Liebling«.

»Schauspieler nehmen sich schon früh wichtig«, schreibt das »charmante Raubein« in seinen 2003 erschienenen und viel beachteten Jugenderinnerungen (»Mein schönes Leben«). Krug ist im Herzen jung, gutgläubig und aufmüpfig (und manchmal eben auch launisch) geblieben, auch wenn er nun 70 wird und das mit alten Freunden »bescheiden« feiert - und über eine Fortsetzung seiner Memoiren nachdenkt.
Vom Schauspielerberuf hat sich »Manne« pünktlich schon mit dem Eintritt ins Rentenalter zurückgezogen, ungewöhnlich genug für populäre und gefragte Protagonisten seiner Zunft. Aber da hatte es die »Warnschüsse vor den Bug« gegeben, als ihn 1997 in der Berliner Wohnung ein Schlaganfall ereilte, 2003 kam er mit einer Nierenkolik in die Charité.
Und die Lust auf TV-Krimis ist Krug, der von 1984 bis 2001 Kommissar Stoever im Hamburger »Tatort« war (und daneben als unorthodoxer Rechtsanwalt in der TV-Serie »Liebling Kreuzberg« auch preiswürdigen Erfolg hatte), inzwischen sowieso vergangen. Bis es aber soweit war, erlebte der gelernte Stahlschmelzer und spätere Schauspieler künstlerische Höhenflüge und gesellschaftspolitische Tiefschläge, die in seiner Kaltstellung in der DDR nach der Biermann-Ausbürgerung 1976 gipfelten, die auch Krug schließlich in den Westen trieb. »Ich hatte Angst, die größte Angst in meinem Leben. Nochmal von vorn anfangen? Aber kriech ich zu Kreuze, bin ich kaputt. Kriech ich nicht, machen sie mich kaputt.« Darüber veröffentlichte er später ein Tagebuch, das von Frank Beyer auch verfilmt wurde (»Abgehauen«). Bis dahin hatte der ungemein populäre Schauspieler das Lebensgefühl einer ganzen Generation im »Arbeiter-und-Bauern-Staat« getroffen - loyal und doch rebellisch.
Diese Haltung verkörperte er als anarchistischer Baubrigadier in seinem vielleicht berühmtesten Film »Spur der Steine« von Frank Beyer (1965/66), der dann auch prompt von der SED verboten wurde.
Der MDR ehrt Krug zu seinem 70. Geburtstag mit dem Film »Auf der Sonnenseite« (23.05 Uhr), morgen mit »Abgehauen« (0.00 Uhr) und am 12. Februar »Spur der Steine« (22.50 Uhr). Die Reihe wird bis 18. Februar fortgesetzt.

Artikel vom 08.02.2007