12.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Thomas Haas bietet
das perfekte Tennis

Daviscup: Das große Geschenk für Teamchef Kühnen

Krefeld (dpa). Die Sensation ist perfekt: Angeführt vom überragenden Thomas Haas ist die deutsche Tennis-Nationalmannschaft durch einen 3:2-Erstrundensieg gegen Topfavorit Kroatien erstmals seit sechs Jahren in das Daviscup-Viertelfinale gestürmt.
Mit der Unterstützung des zweimaligen Champions Boris Becker holte der »Leitwolf« gestern in Krefeld durch ein 6:2, 7:6 (9:7), 6:4 gegen Ivan Ljubicic den entscheidenden dritten Punkt zum vorzeitigen Erfolg gegen den Champion von 2005. Danach war die Luft raus, und Neuling Benjamin Becker verlor mit 4:6, 6:1, 1:6 gegen Ersatzmann Marin Cilic auch sein zweites Match. In der Runde der letzten Acht trifft das Team von Bundestrainer Patrik Kühnen vom 6. bis 8. April daheim auf Belgien.
»Wir freuen uns tierisch«, sagte Australian-Open-Halbfinalist Haas. »Ich bin so stolz auf meine Leistung.« In Schwarz-Rot-Gold gehüllt, wurde der strahlende Sieger nach seinem 18. Erfolg im 24. Daviscup-Einzel von den Team-Kollegen über den Hartplatz getragen. Für den heiseren Kühnen war es das größte Geschenk zum 41. Geburtstag: »Tommy war einfach überragend. Er hat zwei absolute Weltklasse-Matches gespielt. Das war perfektes Tennis.«
»Das tut verdammt gut nach den vielen Enttäuschungen der letzten Jahre«, meinte der in bestechender Form spielende Haas. Wie schon am Eröffnungstag der kränkelnde Mario Ancic wurde auch der Weltranglisten-Achte Ljubicic über den Court getrieben. »Das war mein bestes Spiel im Daviscup«, hatte der locker und gelöst auftretende Wahl-Amerikaner schon nach seinem ersten Einzel gesagt. Auch gegen den in der Weltrangliste zwei Plätze besser notierten Ljubicic knüpfte er an seine starke Vorstellung bei den Australian Open in Melbourne an.
So fit wie nie nahm der gebürtige Hamburger das Heft sofort in die Hand. Die 4600 Zuschauer in der ausverkauften Halle ließ der 28-Jährige nie am Überstehen der ersten Runde zweifeln, was der deutschen Mannschaft mit Haas und Nicolas Kiefer letztmals im Februar 2001 gelungen war.
Während Haas sich zunächst kaum Fehler erlaubte, haderte der lethargisch wirkende Ljubicic mit seiner Stärke, dem Aufschlag. Selbst darin war ihm Haas über weite Strecken überlegen. Als auch der Tiebreak nach hartem Kampf gewonnen war, machte die deutsche Nummer eins alles klar.
Neuling Benjamin Becker konnte dank des überraschend glatten Erfolges unbelastet in sein zweites Daviscup-Match gehen. Die Ära des neuen B. Becker hatte am Freitag vielversprechend begonnen. Zwar konnte der 25-Jährige dem routinierten Ljubicic nach gewonnenem Tiebreak nicht das Wasser reichen. Doch seine erfrischende und bescheidene Art ließen ihn rasch zu einem Sympathieträger im Team werden.
Das Signal auf Sieg hatte am Samstag das deutsche Doppel mit Alexander Waske und Michael Kohlmann gestellt. »Das war unsere mit Abstand beste Leistung im Doppel«, sagte Kohlmann und strahlte nach dem 6:2, 6:4, 7:6 (7:4) gegen Ancic/Ljubicic. Es war nach sechs Siegen die erste Niederlage für das kroatische Weltklasse-Duo. Boris Beckers Besuch sei ein »besonderer Kick« gewesen, gestand Waske. »Wenn der Baron in die Kabine kommt, ist es mucksmäuschenstill. Dann fühle auch ich mich wie ein Zwölfjähriger.«
Deutschland - Kroatien 3:2. Thomas Haas (Hamburg) - Mario Ancic 2:6, 6:4, 6:4, 6:4; Benjamin Becker (Mettlach) - Ivan Ljubicic 7:6 (7:4), 4:6, 2:6, 3:6; Michael Kohlmann/Alexander Waske (Hagen/Frankfurt/Main) - Ancic/Ljubicic 6:4, 6:2, 7:6 (7:5); Haas - Ljubicic 6:2, 7:6 (9:7), 6:4; Becker (Mettlach) - Marin Cilic 4:6, 6:1, 1:6.

Artikel vom 12.02.2007