08.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kroatien - der
Spielverderber
beim Jubiläum

Daviscup: Deutschland Außenseiter

Krefeld (dpa). Kroatien - diese Hürde ist sehr hoch. Viel schlimmer hätte es für Thomas Haas, Benjamin Becker und seine Kollegen beim Daviscup-Jubiläum am Wochenende nicht kommen können.

Ausgerechnet gegen das mit den Top-Ten-Spielern Ivan Ljubicic und Mario Ancic antretende Team, das vor 14 Monaten die »hässlichste Salatschüssel der Welt« holte, soll das 200. Match einer deutschen Tennis-Nationalmannschaft gewonnen und das erste Viertelfinale seit sechs Jahren geschafft werden. Die Experten kennen vor der dem Duell von morgen bis Sonntag in Krefeld nur einen Favoriten - das ist Kroatien.
Für den Weltranglisten-Achten Ljubicic ist jedoch noch alles offen. »Die Chancen stehen 50:50. Zuhause wären wir der klare Favorit, aber in Krefeld vor gegnerischem Publikum sind wir es sicher nicht.« Auch vor Debütant Becker zeigte der 27-Jährige wie Kollege Ancic Respekt. »Ich habe ein Mal gegen ihn gewonnen«, meinte Ljubicic, »da war es sehr eng. Er scheint sehr stark zu sein; er erinnert mich an Kiefer.«
Auch Trainer-Fuchs Niki Pilic, der schon mit beiden Ländern den Pokal gewonnen hat, beobachtet Beckers Fortschritte. »Ich weiß, dass er in den letzten Wochen sehr gut gespielt hat auf Zement«, sagte er, warnte aber: »Alles spricht für Kroatien.« Das Daviscup-Urgestein aus München macht der deutschen Mannschaft dennoch Mut. »Nach der Papierform ist Kroatien der klare Favorit. Nur: Die Papierform ist sehr oft falsch. Wenn die deutschen Spieler in Topform sind, haben sie alle Möglichkeiten zu gewinnen.«
Die größten Erfolge der deutschen Tennis-Nationalmannschaft sind mit dem Namen des inzwischen 67-jährigen Nikola Pilic direkt verbunden. Bei 33 der 200 Daviscup-Partien hat er auf der Bank gesessen und immer wieder besonderes Talent beim Führen der Stars bewiesen. Mit Boris Becker an der Spitze holte er 1988 und 1989 den Pott - mit Michael Stich im Jahre 1993. Nach seiner Ablösung durch Becker am Rande des Relegationsspiels 1997 gegen Mexiko (5:0) in Essen machte der frühere Weltklassespieler eine Pause. 2005 schließlich siegte er mit seinem Heimatland Kroatien, das er »aus der dritten Liga zum Mount Everest geführt« hat.
»Leitwolf« Haas sowie dem zweiten Einzelspieler Becker stehen knifflige Aufgaben bevor. Während der Weltranglisten-Zehnte Haas sowohl gegen Ljubicic (2:2) als auch gegen Ancic (1:1) eine ausgeglichene Bilanz hat, verlor Nationalmannschafts-Neuling Becker den einzigen Vergleich gegen Ljubicic im vorigen Jahr in zwei Sätzen.
Hoffnung freilich macht das Doppel, das wohl die Zagreb-Sieger Alexander Waske/Michael Kohlmann bestreiten werden. »Wir wollen natürlich gewinnen und Ljubicic/Ancic ordentlich schlauchen«, sagte Waske, der einen Vorteil darin sieht, dass die beiden Topstars des Gegners auch im Doppel spielen müssen.

Artikel vom 08.02.2007