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Beraten und
bald verkauft

Insider über McKinsey & Co.

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Guter Rat ist teuer -Êschlechter auch. Und trotzdem wird er in Anspruch genommen. Sei es, dass das Management nicht weiter weiß. Sei es, dass die Eigentümer oder Analysten den Einsatz von Beratern fordern. Oder sei es, dass die Geschäftsführung externen Beistand nutzt, um ihre Maßnahmen leichter durchzusetzen.
Zwei Bücher stellen Berater an den Pranger.

Dass der Einsatz professioneller Unternehmensberater kein Allheilmittel ist, hat sich herumgesprochen. Spätestens seit dem Enron-Skandal ist der Ruf der Branche angeschlagen. Zwei Buchautoren, Thomas Leif (beraten und verkauft, C. Bertelsmann-Verlag, 19,95 Euro) und Neil Glass (Die große Abzocke, Campus-Verlag, 19,90 Euro) legen jetzt nach.
Längst ist der Einsatz professioneller Beraterfirmen vor allem bei großen Firmen Alltag. So manches Vorstandsmitglied beklagt sich, dass der Chef stundenlang mit McKinsey & Co. diskutiert, aber für die eigenen Kollegen keine Zeit hat. Auf der anderen Seite kann es sein, dass die Konzentration aufs Alltagsgeschäft eine Firmenleitung blind macht. In dem Fall ist es möglich, das gute Ratschläge ein Unternehmen retten.
Ob gutbenotete Universitätsabgänger genügend Lebenserfahrung mitbringen, um die »Freisetzung« von 'zig Arbeitnehmern richtig zu bewerten, bezweifeln aber nicht nur Leif und Glass. Jürgen Großmann, Stahlbaron aus Georgsmarienhütte, erklärte bei einem Vortrag vor dem Industrie- und Handelsclub OWL: »Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, die jedes Jahr auf die gleiche Frage eine andere Antwort gibt.«
Diesen Moden folgen auch Unternehmensberater. Insider Glass schreibt: »Berater berechnen horrende Honorare dafür, dass sie gesunden Menschenverstand in groteske Worte fassen.« Kriminell wird es schließlich, wenn die Rechnungen trickreich zu Lasten der Kundschaft gefälscht werden.
Besonders teuer wird es für Unternehmen, Organisationen und den Staat, wenn Berater bei der Einführung neuer Technologien scheitern. Was für den einen die neue EDV, ist für den anderen die Lkw-Maut oder die Internet-Stellenbörse der Bundesanstalt für Arbeit, die erst nicht funktioniert und dann noch doppelt soviel kosten soll wie ursprünglich geplant. Leif: »Die Informationstechnologie ist eine Goldgrube -Êfür die Beraterfirmen.«

Artikel vom 17.02.2007