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Schulüberfall

Nicht lange gefackelt


Nach dem Erschrecken kam der Respekt: Die Verabredung zum Raubüberfall auf eine ganze Schulklasse in Bielefeld ist einmalig. Die kaltblütige Bedrohung der in Todesangst am Boden liegenden Schüler und die mögliche Absprache zum Versicherungsbetrug mit Komplizen löste gestern bei Politikern wie Praktikern kaltes Entsetzen aus.
Aber das beherzte Handeln eines einzelnen Schülers, der den Täter entwaffnete, war ein Glücksfall. Schnell konnten weitere Opfer eingreifen und die brandgefährliche Situation entschärfen. Ihr Handeln war nicht ohne Risiko, gab dem Fall aber die entscheidende Wende. Auch die Schule selbst tat alles, um den Fall aufzuklären. Vor allem wurde gar nicht erst lange gefackelt, nicht einmal die gerade laufenden Neuanmeldungen ließen die Verantwortlichen auch nur an Vertuschung denken.
Gewalt an Schulen ist aus vielerlei Gründen immer noch mit Tabus belegt. In der Tat müssen Fälle von Erniedrigung und subtiler Quälerei nicht immer an die große Glocke gehängt werden, schon der Opfer wegen. Aber sie müssen unbedingt, und seien sie »früher« noch so oft übersehen worden, den Behörden bekanntgemacht werden.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 08.02.2007