08.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Trauer um den Derrick-Erfinder

Herbert Reinecker ist gestorben

München/Starnberg (dpa). Der Drehbuchautor und Schriftsteller Herbert Reinecker, der mit seinen Serien wie »Derrick« und »Das Traumschiff« deutsche Fernsehgeschichte geschrieben hat, ist tot.
Schrieb viel fürs ZDF: Herbert Reinecker.

Er starb im Alter von 92 Jahren, sagte die Ehefrau gestern Abend. Reinecker war einer der erfolgreichsten Autoren des deutschen Fernsehens. Jahrzehnte lang arbeitete er fürs ZDF. Zu den erfolgreichsten Krimi-Serien Reineckers gehören »Der Kommissar«, »Derrick« und zuletzt »Siska«.
Reinecker verfasste aber auch Skripts für »Das Traumschiff« und »Jakob und Adele«. Typisch für seine Drehbücher waren ausgefeilte Dialoge, Lebensweisheiten und ein hoher moralischer Anspruch an seine Serienfiguren. Oft ging es um persönliche Schuld, Versagen und Sühne. Für das Drehbuch »Canaris« erhielt er 1999 den Deutschen Filmpreis. Unvergessen ist auch der Publikumserfolg »Die Trapp-Familie in Amerika«.
Der gebürtige Hagener sei bereits am 26. Januar daheim in seinem Haus in Berg am Starnberger See gestorben, teilte die Witwe mit. Ihr Mann sei friedlich eingeschlafen. Die Trauerfeier habe in aller Stille stattgefunden. Der prominente Serienautor hat mehr als 400 Kriminaldrehbücher verfasst, davon allein 281 für die Fernsehserie »Derrick« mit Horst Tappert in der Titelrolle. Sein Leben »nach Derrick« verbrachte Reinecker gemeinsam mit seiner Frau in seiner oberbayerischen Wahlheimat.
Die Karriere Reineckers war nicht ohne Schatten. Nach seinem Eintritt 1932 in die Hitlerjugend wurde der Propagandaschreiber bald in das Berliner Presseamt der Reichsjugendführer berufen. Von 1936 an veröffentlichte er Jugendbücher, dann (1939) Prosa und Theaterarbeiten. Sein Drama »Stunde des Triumphes« über den Irischen Unabhängigkeitskampf kam 1940 in Saarbrücken zur Uraufführung. Seinen Roman »Der Mann mit der Geige« über den Untergang der Donaumonarchie verfilmte Puul Verhoeven 1942. Im Zweiten Weltkrieg war er in der Kriegsberichterstatterkompanie der Waffen-SS.
Seinen ersten großen Erfolg nach dem Krieg hatte der Autor mit dem Theaterstück »Das Dorf Odessa« (1942), das von über 100 deutschen Bühnen aufgeführt wurde. 1953 entstand sein Bestseller-Roman »Kinder, Mütter und ein General«, der nach seinem Drehbuch auch erfolgreich verfilmt wurde. 1955 wurde sein Drehbuch zu »Canaris« mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. In den folgenden Jahren setzte sich Herbert Reinecker in seinen Drehbüchern mit der deutschen Luftwaffe (»Dre Stern von Afrika«), der Abwehr (»Spion für Deutschland«), dem Widerstand der Offiziere (»Der Fuchs von Paris«) und der Résitance (»Kennwort: Reiher«) auseinander.
Sein eigentliches Metier fand Reinecker, als er sich in den 60er Jahren zunehmend dem Fernsehen widmete. In dieser Zeit haben ihm vor allem die Drehbücher für seine pfiffige Rentner-Serie »Jakob und Adele« mit Carl Heinz Schroth und Brigitte Horney berühmt gemacht.

Artikel vom 08.02.2007