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»Alle Hausaufgaben erledigt«

Der VfB Fichte-Montag: Vergangenheitsbewältigung samt Neuanfang

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die Wahl des Ortes für die außerordentliche Mitgliederversammlung der Fußballabteilung ist symbolbehaftet. In der Gaststätte »Fichtenhof«, wo 1999 die Verschmelzung zwischen VfB 03 und Spvg. Fichte 06/07 erfolgte, soll die aktuelle Krisenlage beim VfB Fichte am kommenden Montag (19.30 Uhr) in großer Runde erörtert und bewältigt werden.

Die Funktionäre haben ihre »Hausaufgaben erledigt«, teilt Dirk Starke mit. Den erwachsenen Vereinsmitgliedern - 250 persönliche Einladungen waren verschickt worden, rund 100 Teilnehmer werden erwartet - wird sich am Montagabend eine sechsköpfige »Task Force« (Starke) präsentieren und für ein Konzept werben, das der 1. Fußballmannschaft eine realistische dauerhafte Pespektive in der Landesliga ermöglicht und auch 2. Mannschaft und Jugend nicht ausklammert. »Finanziell, strukturell, personell ist der Boden bereitet. Das Gerüst steht,« ist Dirk Sparke gespannt auf das offizielle Votum der Mitglieder.
Denn das ist der eine Zweck des Abends: Nach teils barscher Kritik an den handelnden Personen wollen die sich bei ihrem weiteren Wirken zum Wohle des Vereins der überwiegenden Mehrheit der Fußballabteilung gewiss sein; schlicht um Rückendeckung buhlen.
»Es ist sicherlich sinnvoll, auf diese Weise eine Legitimation zu erhalten. Keiner soll irgendwann sagen können, er sei nicht gefragt worden,« erklärt der im Sommer als Abteilungsleiter ausscheidende Rainer Goldmann. »Wir wollen unseren Mitgliedern auf diese Weise ein Forum bieten für ein Stück weit Vergangenheitsbewältigung,« ergänzt Dirk Starke.
Die Tagesordnung weist fünf Punkte aus. Die beiden »Macher« werden der zu wählenden »Task Force« angehören, wobei Goldmann diesem Team »beratend zur Seite« stehe. Sein Versprechen: »Ich werde mich nicht aus der Verantwortung nehmen und erheblich dazu beitragen, das Landesligakonzept auf die Beine zu stellen.« Bloß im Tagesgeschäft wolle er nicht mehr in erster Reihe in Erscheinung treten.
Die beruhigende Botschaft: Ebenso wie Mäzen Bernhard Geldmeier wird auch Goldmann in den nächsten Jahren sein Portmonee weiterhin nicht verschließen. »Gleichwohl müssen wir den Etat deutlich runterfahren. Einige Spieler aus unserem aktuellen Kader werden nicht mehr finanzierbar sein,« erklärt Starke.
Der in diesem Zusammenhang geäußerten Kritik am »Zwei-Mann-Unternehmen« hält Goldmann vehement entgegen: »Der Verein hat doch gar keine andere Daseinsberechtigung. Weder beim VfB 03 noch bei der Spvg. Fichte hat es in den zurückliegenden Jahrzehnten eine breite finanzielle Basis gegeben. Ohne die bekannte Unterstützung wäre der Verein über die Kreisliga nicht hinaus gekommen.« Es sei schlicht nicht machbar, im Bielefelder Osten einen solchen Sponsorenpool zu installisieren, von dem der VfB Fichte auf einem ordentlichen Niveau existieren könne. Die Zukunft beginnt - oder endet - am Montag: Sollten die Mitglieder das Modell in der Abstimmung ablehnen, wäre das gleichbedeutend mit dem Exodus der Fußballabteilung.
Rainer Goldmann hofft auf einen lebhaften, reinigenden Abend. Um etwaige Emotionen in sachliche Bahnen zu lenken, übernimmt der allseits geschätzte Helmut Ramsel als Moderator die Versammlungsleitung. »Jeder soll seine Meinung äußern dürfen, aber dann muss das Stänkern aufhören,« wünscht sich Goldmann. »Ein neues Team hat im Hintergrund schon einiges bewerkstelligt und steht in den Startlöchern, um die Fußball-Seniorenabteilung in den nächsten zwei Jahren zu führen. Diese Leute brauchen jetzt Unterstützung. Die Blicke aller müssen nach vorne gehen.«

Artikel vom 08.02.2007