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Stallones alte Wucht
blitzt noch einmal auf

Mit 60 steigt »Rocky Balboa« erneut in den Ring

Auf die Nachricht, dass Silvester Stallone mehr als 30 Jahre nach seinem Welthit »Rocky« wieder in den Boxring steigen würde, reagierten die meisten Filmfans mit Belustigung. Doch der häufig unterschätzte Schauspieler und Regisseur zeigt nicht nur, dass er seinen Oberkörper mit 60 Jahren noch einmal in beachtliche Topform bringen konnte, sondern lässt in der Inszenierung von »Rocky Balboa« noch einmal die alte Wucht von »Rocky 1« aufblitzen.

In den USA hat »Rocky Balboa« ruckzuck seine Produktionskosten doppelt wieder eingespielt - und das bei einer Zielgruppe, die außer wehmütigen »Best Agern« über 50 auch die klassische Popcorn-Jugend einbezieht. Nach diesem Erfolg mit dem sechsten »Rocky«-Film liegt nun auf der Hand, dass demnächst die »Rambo«-Reihe mit einem vierten Teil vollendet wird.
In »Rocky Balboa« lebt Rocky schwermütig in Philadelphia. Er trauert um seine an Krebs gestorbene Frau Adrian und leidet unter der Entfremdung von seinem erwachsenen Sohn. Doch dann kommt der Kick: Ein TV-Sender lässt den früheren Rocky virtuell auferstehen und einen Kampf gegen den unbeliebten Champion Dixon gewinnen. Unterstützt von seinem treuen Freund und Schwager Paulie (Burt Young), rafft sich nun auch der Rocky aus Fleisch und Blut noch einmal auf - getreu der Devise, dass, wer nichts wagt, zu den Verlierern gehört. Natürlich wird aus der künstlichen Konfrontation im Fernsehen ein verschwitzter, blutiger Kampf im Ring.
Ein »Rentner« zeigt dem Jugendwahn die Zähne: Stallone, der Mann, der in den 80er Jahren noch vor dem Frühstück einen Raketenangriff mit freiem Oberkörper abwehrte, kämpft jetzt gegen Altersdiskriminierung. »Wenn Leute älter werden, werden sie vielleicht nicht unbedingt körperlich stärker, aber sie werden besser«, sagte er in Köln.
Den drei »Oscars«, die Stallone für seinen ersten »Rocky« gewann, werden für »Balboa« mit Sicherheit keine weiteren folgen, denn der Film ist nicht mal nominiert. Doch Stallone gelingt es durchaus, an die Qualitäten des Erstlings anzuknüpfen. Die Charaktere sind wieder echt und volksnah, die Schinderei wirkt realistisch, und die brutalsten Schläge des finalen Kampfes treffen auch das Publikum ins Mark.
Doch Stallone wäre der Letzte, der nicht zugeben würde, dass seine Rückkehr auch unfreiwillig komische Züge trägt: »Als ich mit der Idee ankam, wusste ich natürlich, dass jeder darüber lachen würde. Ich hätte doch auch gelacht«, sagte er in Köln. Und auf den Vorschlag, mal das Fach zu wechseln und es mit einer romantischen Komödie zu versuchen, seufzt er: »Mit diesem Gesicht . . .?«
Das wäre ähnlich erfolgversprechend, wie wenn Clint Eastwood ins Musicalfach wechseln würde. Dann schon lieber nochmal an die Waffen - demnächst als »Rambo 4«.

Artikel vom 08.02.2007