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Überfall auf Schulklasse:
Vier Jugendliche gefasst

Mit Waffe Turnhalle in Bielefeld gestürmt - Sommer: »Ich bin bestürzt«

Von Jens Heinze
und Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Zwei Jugendliche haben in Bielefeld eine komplette elfte Klasse und deren Sportlehrerin überfallen, um Geld und Handys zu rauben. Dabei bedrohten sie ihre Opfer mit einer Pistole. Gemeinsam mit zwei Komplizen aus der überfallenen Klasse wollten sie zudem Versicherungsbetrug begehen. Experten diskutieren gestern, ob dieser bislang einmalige Fall für eine neue Dimension der Gewalt an Schulen steht.

NRW-Schulministerin Barbara Sommer und der Direktor des betroffenen Bielefelder Helmholtz-Gymnasiums, Gerd Kranzmann, zeigten sich bestürzt: Vier Bielefelder Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren - zwei Schulfremde und zwei Mitschüler aus der Klasse 11 -Ê hatten sich zu dem Überfall verabredet. Die türkisch- beziehungsweise serbisch-stämmigen Haupttäter wollten Mobiltelefone, Bargeld und MP3-Player stehlen und verkaufen. Ihre Komplizen planten, mit überhöhten »Schadensangaben« bei der Versicherung abzukassieren.
Den beiden Elftklässlern droht der Verweis vom Gymnasium. Gegen die Hauptverdächtigen wurde gestern Haftbefehl wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung und schweren Menschenraubes erlassen. Die beiden kamen aber gegen Meldeauflagen auf freien Fuß.
Mit Sturmhauben maskiert und einer Schreckschusspistole bewaffnet hatten die zwei Haupttäter am Dienstag gegen 17.40 Uhr an der verschlossenen Tür zur Umkleidekabine geklingelt. Eine Schülerin öffnete und wurde mit der Waffe am Kopf in die Sporthalle gedrängt. Auch Lehrerin Anna B. (26) wurde mit der Pistole bedroht. Die Referendarin und ihre Schüler mussten sich auf den Boden legen. Dann wurden zwei Opfer gezwungen, die Wertsachen aller Schüler aus der Umkleidekabine der Lehrerin zu holen.
Einer der bedrohten Schüler bewies großen Mut und schlug dem 16-jährigen Räuber die Pistole aus der Hand. Mit zwei weiteren Gymnasiasten wurde der Täter überwältigt. Dem anderen Haupttäter gelang zunächst die Flucht, gegen 21.30 Uhr wurde er in der Wohnung seiner Eltern gestellt.
»Der Fall macht erneut deutlich, dass wir uns mit einer neuen Qualität von Gewalt unter Jugendlichen auseinandersetzen müssen«, sagte Sommer. »Uns erreichen immer öfter Meldungen, dass einzelne Schüler misshandelt und diese Taten auch noch gefilmt werden.« In solchen Fällen gelte das Gleiche wie im Fall aus Bielefeld: »Keine Toleranz. Die Täter müssen mit aller Härte zur Rechenschaft gezogen werden.«(Lesen Sie dazu die Berichte und den Kommentar auf der Seite 4 und im Lokalteil.)

Artikel vom 08.02.2007