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Neue Bank für den alten Trainer

Bayern gegen Bielefeld: Hitzfelds erster Arbeitstag in der Allianz-Arena

Von Klaus Lükewille
München (WB). Er kennt die harten Bänke in Mailand und Madrid, in Manchester, Paris und Rom. Überall hat dieser Trainer schon gesessen - aber nie in der Münchner Allianz-Arena. Denn als Ottmar Hitzfeld am 22. Mai 2004 vom FC Bayern verabschiedet wurde, da kickte die Elf noch im Olympia-Stadion.

Jetzt, 1037 Tage später, steht der Fußball-Lehrer wieder in Diensten des deutschen Rekordmeisters. Nach dem verpatzten Einstand beim peinlichen 0:3 in Nürnberg folgt am Sonntag um 17 Uhr die Heimpremiere. Bitte, Platz nehmen, Ottmar Hitzfeld! Und viel Spaß in der Allianz-Arena.
Das wird eine ganz besondere Partie - auch wenn der Gast nur Arminia Bielefeld heißt. »Die müssen wir schlagen«, fordert der Trainer, wobei die Rückrunden-Tabelle nicht gerade für die absolute Favoritenrolle der Hausherren spricht. Denn da rangiert Arminia mit einem Punkt und 3:6 Toren als Nummer 16. Einen Platz vor den Bayern, die es ebenfalls bisher nur auf einen Zähler brachten, dafür aber mit 2:6 die schlechtere Treffer-Differenz aufweisen.
»Viele Baustellen« erkannte Hitzfeld bei der Packung in Nürnberg. Saniert werden muss vor allem die brüchige Abwehrmauer. Hier hat der alte und neue Bayern-Trainer vor Tagen mit seinen Innenverteidigern Fraktur geredet. Die Überraschung: Lucio wurde zum Abwehr-Chef befördert, obwohl der Brasilianer in den letzten Partien noch schwächer spielte als sein Nebenmann Daniel van Buyten. Der stattliche Belgier, immerhin 1,96 Meter groß und 96 Kilo schwer, wird in Kollegenkreisen aber inzwischen wie ein Leichtgewicht behandelt. Sein Spitzname: »Daniela«.
Gewogen - und längst nicht mehr als meisterlich befunden. Das gilt für das komplette Star-Ensemble, das in der Bundesliga weit unter den Erwartungen geblieben ist. Manager Uli Hoeneß kündigte deshalb für die kommende Saison bereits harte Personal-Schnitte an. Allerdings: Die »Neuen«, die bisher kommen sollen, werden den müden Haufen kaum munterer machen. Der Aachener Jan Schlaudraff gilt nicht unbedingt als mitreißender Typ. Und Hamit Altintop ist beim Spitzenreiter FC Schalke 04 nur noch zweite Wahl. Für den Titelverteidiger aber trotzdem gut genug?
Mit ihren Verpflichtungen lagen die Bayern in den vergangenen Jahren schon oft daneben, auf den ganz großen Wurf warten sie nun schon seit einiger Zeit. Und auch die Rückkehr des 58-jährigen Trainers Ottmar Hitzfeld ist sicherlich keine Innovation. Der »Spiegel« spottete: »Das ist genau so, als wenn die CDU Helmut Kohl noch einmal zu ihrem Kanzler-Kandidaten ernennen würde.«
Hitzfeld, der nach sechs erfolgreichen Serien die Mannschaft nicht mehr erreichte und ein Jahr vor dem Vertragsablauf »entsorgt« wurde, galt als ausgebrannt. Sein spätes Bekenntnis: »Ja, so war das damals, ich war leer und müde.«
Nun soll ausgerechnet er den Bayern wieder Feuer machen. Acht Titel holte Hitzfeld von 1998 bis 2004 mit den Münchnern, Nummer neun strebt er an. Aber da ist im Mai 2007 wohl nur noch die Champions-League-Krönung drin. Eine ganz »leichte« Aufgabe.
Doch zunächst gilt es, dass Bayern auf nationalem Parkett wieder punktet. Der »Dreier« gegen Bielefeld ist fest eingeplant. Hitzfelds erster Arbeitstag in der Allianz-Arena. Vorsicht, Trainer, eine Festung ist dieses Stadion nicht mehr. Hier holten zuletzt Nürnberg, Gladbach und Bochum einen Punkt - und Hannover fuhr sogar mit einem 1:0 nach Hause.

Artikel vom 10.02.2007