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ADAC hilft alle zehn
Minuten bei Pannen

Neuer Einsatzrekord - Elektronik saugt Batterien leer

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die 1,1 Millionen zugelassenen Autos in Ostwestfalen-Lippe bleiben immer häufiger liegen. Der ADAC meldete gestern einen Einsatzrekord für seine »gelben Engel«.

Danach wurden die 23 Straßenwachtfahrer und die Mitarbeiter von 16 privaten Partnern im vergangenen Jahr rechnerisch alle zehn Minuten zu Pannen gerufen, insgesamt 55 138 Mal. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies eine Steigerung um 5,5 Prozent (5722 Fälle), gegenüber 1998 um mehr als ein Drittel, errechnete der Sprecher des ADAC-OWL, Ralf Collatz. Geschäftsführer Stefan Pfuff erklärte, viele Autos seien schlecht gewartet, weil immer mehr Menschen das Geld für Inspektionen sparen wollten.
Dieses Verhalten rächt sich, denn die Autos auf den Straßen und Autobahnen in OWL weisen mit durchschnittlich mehr als acht Jahren ein immer höheres Alter auf. Allerdings streiken auch die mit Elektronik vollgestopften Neufahrzeuge häufiger. »Die elektronische Hochrüstung wird übertrieben«, kritisierte Collatz. Elektrikdefekte wie Softwarefehler bei Steuergeräten bilden mit mehr als einem Drittel die Hauptpannenursache. ADAC-Straßenwachtfahrer Günter Pforth betonte mit Blick auf die Fülle der Steuergeräte und Sicherheitsassistenten: »Je mehr Komfort eingebaut wird, desto häufiger schleichen sich Fehler ein.«
Zunehmend machen Batterien schlapp. Der stellvertretende Vorsitzende des heimischen ADAC, Uwe Lessow, gab dafür der Industrie die Schuld: »Wenn die Quote der ausgefallenen Batterien in einem Jahr um 17 Prozent steigt, ist dies ein klares Zeichen dafür, dass die Autohersteller dem Bauteil Batterie zu wenig Aufmerksamkeit schenken.« Häufiger als früher werden »gelbe Engel« zu Flughäfen gerufen, denn nachdem dort Autos abgestellt wurden, sprangen sie nach zwei Wochen nicht mehr an. Obwohl die Zündung ausgeschaltet sei, verbrauchten Teile der Elektronik weiterhin Strom, erklärte der Kfz- und Zweiradmeister in Diensten des Automobilclubs, Peter Harms. Die veraltete Batterietechnik sei überfordert.
Acht von zehn Pannen treten innerorts auf, die klassischen Reifenschäden spielen mit 122 208 Fällen bundesweit nach wie vor eine bedeutende Rolle. Auf Unachtsamkeit waren im vergangenen Jahr die 38 000 (5000 in OWL) leeren Tanks zurückzuführen. Harms, Pforth und ihre Kollegen rücken statistisch jeden Tag zu jeweils zehn Einsätzen aus und sind im Jahr 40 000 Kilometer auf Achse. Weil sie immer mehr zu tun haben, will der ADAC die Zahl der gelben Engel bis Ende des Jahres um zwei auf 25 ausweiten. »Der Pannendienst schafft neue Arbeitsplätze«, betonte Uwe Lessow.
Für die liegengebliebenen Verkehrsteilnehmer ist das nur ein schwacher Trost. Wenn die Helfer des ADAC bei ihnen die Motorhaube hochklappen, finden sie in 84 Prozent der Fälle dank modernster Diagnosetechnik die Ursache. Die Pannenhilfe ist unter der Telefonnummer 0180/2222222 und mit dem Handy unter 222222 zu erreichen. An den Autobahn-Notrufsäulen muss der ADAC ausdrücklich angefordert werden.

Artikel vom 07.02.2007