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Blick über Himmel und Erde

»Die Rampe« zeigt bis zum 2. März neue Arbeiten von Achim Beier

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Achim Beier hat die Phase der Selbstbespiegelung abgeschlossen. In seinen neuen Arbeiten lässt der Bielefelder Künstler den Blick weit über Himmel und Erde schweifen. Unter dem Thema »Die Empfindung der Romantik« sind die Werke vom kommenden Dienstag an im Kunstraum »Die Rampe« zu sehen.

Der Titel ist bewusst gewählt in Anlehnung an die beiden großen Caspar-David-Friedrich-Ausstellung, die jüngst unter dem Motto »Die Erfindung der Romantik« in Essen und Hamburg präsentiert wurden. Und eine gewisse Seelenverwandtschaft zwischen beiden ist durchaus auszumachen. Denn wie der große Meister der Romantik Detailrealismus und abstrakte Konstruktion in seinen Naturansichten vereinte, so setzt auch Beier durch Realismus auf der einen und Reduktion auf der anderen Seite in seinen Ölgemälden die Akzente.
Angefangen hat seine Hinwendung zur Romantik und Naturdarstellung mit einer Serie von Kaltnadelradierungen. Sie wurden von Bildern des italienischen Fotografie-Pioniers Victorio Sella inspiriert, der im 19. Jahrhundert mit schwerer Ausrüstung zwei Bergexpeditionen unternahm. Beier trägt nicht nur die rauhe und erhabene Atmosphäre jener Berg-Fotografien in seine Radierungen hinein, sondern hat Sella gleich mit abgebildet. Ansonsten sind seine Naturbilder überwiegend menschenleer.
Berge, Wiesen und Wälder sind die bevorzugten Motive, die der Künstler auf seinen Reisen oder beim Streifzug durch die ostwestfälische Landschaft findet und fotografiert. Im Atelier bringt Beier später das Gesehene in einer Kombination aus Zeichnung und Malerei auf die Leinwand. Jedoch handelt es sich hier nicht um gemalten Fotorealismus, sondern um eine eigenständige Deutung, die in der Aussparung ganzer Flächen liegt. »Diesem Stil liegen Einflüsse der asiatischen Malerei zugrunde, die in der Aussparung und Andeutung Ruhe und Spannung erzeugt«, sagt der 45-Jährige.
So malt Beier beispielsweise eine Kuhwiese ohne Kühe. »Sie waren nicht relevant«, betont der Künstler. Auch die Farben die Himmels und der Wiese wurden ausgespart. Das Bild gewinnt seinen Reiz allein durch einen detailreich gemalten Raum, der in einem Spannungsverhältnis zur Weite des Raumes steht.
Sich selbst sieht der Maler in einer Tradition zu den Landschaftsmalern stehen. »Ich definiere das Genre allerdings völlig neu und eigenständig«, sagt Achim Beier.
Weiterentwickelt hat er auch die Technik der Foliengrafik, die in den 70er Jahren reiche Anwendung fand. Um digitale Aspekte ergänzt und auf Büttenpapier gedruckt, hat er auf »Digifolia« gleich ein Patent angemeldet.
Die Ausstellung im Kunstraum »Rampe« an der Neustädter Straße 9 wird am kommenden Dienstag, 13. Februar, um 19.30 Uhr eröffnet.
Sie läuft bis zum 2. März und kann mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 15 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 08.02.2007