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In Italien schlägt die Geisterstunde

Der Ball wird wieder rollen - aber unsichere Stadien bleiben leer

Rom (dpa). »Geisterspiele« im italienischen Profi-Fußball: Nach den tödlichen Krawallen in Catania wird schon am kommenden Wochenende in Italien wieder im Fußball-Oberhaus gespielt, meist aber geschieht dies vor leeren Rängen.
Die Regierung verbietet Spiele mit Publikum in allen Stadien, die nicht den Sicherheits-Vorschriften entsprechen und zwingt damit mehr als zwei Drittel der Serie-A-Clubs zu Geisterspielen. »Sicherheit geht vor Fußball.« So rechtfertigt Innenminister Giuliano Amato die schärfsten Sicherheitsvorschriften in der Geschichte des italienischen Fußballs. »Fußball ohne Fans ist schlimmer als gar keiner«, klagt dagegen Milan-Kapitän Paolo Maldini.
Die auf dem Gipfeltreffen mit dem Fußballverband (FIGC) und dem Nationalen Olympischen Komitee (CONI) in Rom beschlossenen Verschärfungen der Vorschriften sollen sofort wirksam werden. Wenige Stunden nachdem der bei Ausschreitungen nach dem sizilianischen Derby zwischen Catania und Palermo getötete Polizist Filippo Raciti zu Grabe getragen worden war, griff die Regierung hart durch. »Ein toter Polizist löscht auch den WM-Sieg aus«, sagte CONI-Chef Gianni Petrucci.
Von sofort an kann potenziellen Randalierern vorsorglich der Zutritt zu Stadien verwehrt werden. Straffällig gewordene »Ultras« müssen während der Spiele »öffentliche Toiletten putzen und Wandschmierereien entfernen«, sagte Amato. Außerdem können Randalierer zukünftig noch 48 Stunden nach einer Tat ohne Haftbefehl festgenommen und im Schnellverfahren verurteilt werden. Für Auswärtsspiele erhalten die Fans keine großen Kartenkontingente mehr und den Clubs werden Geschäftsverbindungen zu den teilweise professionell organisierten »Ultra-Clubs« untersagt.
Unter diesen Bedingungen stellte der kommissarische FIGC-Präsident Luca Pancalli den Neustart der Ligen in Aussicht. Am Wochenende soll der 23. Spieltag mit dem brisanten Sizilien-Derby zwischen Messina und Catania stattfinden, der 22. Spieltag würde am Mittwoch darauf nachgeholt.
»Hauptsache es wird wieder gespielt«, sagte Juventus Turins Präsident Giovanni Cobolli Gigli. Viele Clubs beklagen jedoch, dass die Regierung sie für die von ihnen gar nicht zu gewährende Sicherheit inner- und außerhalb der Stadion verantwortlich mache. Dass nur vier von 16 Erstliga-Stadien regelkonform sind, sei auch nicht Schuld der oft nur als Mieter der Arenen auftretenden Clubs. »Gebt uns die Stadien und wir kümmern uns darum«, forderte Livornos Präsident Aldo Spinelli.

Artikel vom 07.02.2007