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»Kampf den Bürokratiekosten«

Nationales Zentrum bei Fachhochschule des Mittelstandes angesiedelt

Von Reinhard Brockmann
Bünde (WB). Keine Zusage, aber eine begründete Hoffnung: 20 Milliarden Euro an Bürokratiekosten können der Wirtschaft pro Jahr erspart werden. Das hofft Norbert Röttgen, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag.

Zugleich soll das »Standardkosten-Modell zum Bürokratiekostenabbau« Ostwestfalen bundesweit nach vorn bringen - und seine Promoter natürlich auch. Die Gründung eines »Nationalen Zentrums für Bürokratiekostenabbau« war gestern Anlass für eine Tagung der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bielefeld im Stadtgarten Bünde. Vor Managern, Verwaltungsfachleuten, Wissenschaftlern und Repräsentanten eben jener Bürokratie, die auf den Prüfstand gestellt werden soll, stellte FHM-Rektor Gerhard Klippstein das SKM vor, ergänzt von Hans-Georg Kluge, dem Leiter der vorbereitenden Arbeitsgruppe Bürokratieabbau in der Unions-Fraktion. Das in der Koalitionsvereinbarung verabredete Ziel wird auch von dem Bielefelder Wirtschaftspolitiker Rainer Wend (SPD) unterstützt. Ohne Bürokratie herrsche Willkür, warnte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses davor, über das Ziel hinaus zu schießen und präzisierte die Absicht. »Bei unserem Vorhaben geht es nicht um einfache und pauschale Deregulierung, sondern um eine richtige und effektive Regulierung.«
Echter Bürokratiekostenabbau sei bisher stets an mangelnder Messbarkeit und ambitionierten Zielvorgaben gescheitet, erläuterte Rektor Klippstein. Per Standardkosten-Modell könnten nunmehr nicht nur die Kosten von Berichtspflichten eines Unternehmens gemessen werden, sondern auch jeder kleine oder größere erzielte Fortschritt angezeigt werden.
In Deutschland hat die große Koalition 2006 die Einführung des SKM beschlossen und einen nationalen Normenkontrollrat zu dessen Beobachtung eingerichtet. Dessen Mitglied ist der ehemaliger Herforder Oberkreisdirektor Henning Kreibohm: »Ich bin stolz, dass Ostwestfalen bei dieser Entwicklung ganz vorne liegt.«
Bürokratieabbau sei an sich ein ganz altes Lied, sagte Röttgen. Ganz neue Töne verspricht er sich von dem Standardkosten-Modell. Jetzt gebe es endlich eine Methode, die objektiv sei, und mit dem Normenkontrollrat eine Institution, die Unabhängigkeit genieße. An die ostwestfälischen Experten appellierte er: »Wir brauchen dabei Ihren Push und Ihre Unterstützung.«
In Bielefeld beschäftigt man sich mit dem Problem seit 2004 unter wissenschaftlichen Aspekten. Fassbares Ergebnis sind zwei Publikationen, von denen eine als Leitfaden konkret für die Praxis ausgelegt ist mit dem Titel: »Erstes deutsches Handbuch für das Messen und Reduzieren administrativer Belastungen für Unternehmen und Betriebe in Deutschland«.
Die FHM bildet Studierende zu Fach- und Führungskräften, zu Managern und Unternehmern für den Mittelstand aus. Das Studienkonzept beinhaltet kurze Studiendauer, hohe Praxisorientierung und kleine Studiengruppen.

Artikel vom 07.02.2007