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Von Japan seit
Jahren fasziniert

Gisela Bremer zu Gast im Erzählcafé

Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Brackwede (WB). »Da werde ich niemals hinkommen«, dachte sich Gisela Bremer, als sie 1967 mit einem Studenten sprach, den eine Reise nach Japan geführt hatte. Doch es kam alles ganz anders. Im Erzählcafé berichtete Bremer am Montag vor 75 Zuhörern von ihren Japan-Erfahrungen, die sie seit 1985 gesammelt hat.

»Die Menschen sind freundlich und pünktlich. Das waren damals meine ersten Eindrücke«, berichtete Bremer, die Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft ist, und ergänzte: »Die Japaner sind die Preußen Asiens.«
Über eine Freundin -Êeine Benediktinerin, die sich der Zen-Meditation widmete -Êkam sie zum ersten Mal nach Japan. »Seit 1986 war ich dann jedes Jahr mindestens vier Wochen dort -Êbis 2002.« Der erste Aufenthalt dauerte gleich sieben Monate. Bremer, damals Lehrerin an der Kuhlo-Realschule, erinnert sich: »Ohne Sprachkenntnisse war das ein kleines Abenteuer.« Einen besonderen Eindruck hinterließ die erste Pflaumenblüte, die sie miterlebte: »Da waren die Knospen, die dann größer wurden und sich schließlich öffneten. Wunderschön.«
Bremer, die 1945 mit ihrer Familie aus Oberschlesien flüchtete und zwei Jahre später nach Ostwestfalen kam, widmete sich der Tuschmalerei. »15 Jahre lang habe ich bei einer Meisterin gelernt.« Eine besondere Genugtuung war für die deutsche Schülerin der Moment, als die Meisterin fragte: »Darf ich dieses Bild behalten?«
In Japan lebte Bremer zumeist in Kamakura, einer Stadt so groß wie Gütersloh. Den Erzählcafé-Besuchern rief sie in Erinnerung, dass die Japaner im 19. Jahrhundert in Sachen Verwaltung und Organisation viel aus Deutschland übernommen hätten - was immer noch nachwirke. »Wenn auf einem Fahrplan steht, dass ein Zug um 18.32 Uhr fährt, dann fährt er auch um 18.32 Uhr.«
Vielfach fänden sich in Japan Preußische Tugenden wie Fleiß, Ordnungssinn, Mut und Treue. Um sich in der asiatischen Kultur zurecht zu finden, würde es besonders helfen, die Höflichkeitsregeln zu beherrschen. Hierzu zähle auch das Verneigen. »Das ist mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich das sogar manchmal in Deutschland beim Telefonieren an mir beobachte«, erzählte Bremer, die Dekorateurin gelernt hatte und von 1965 an in Paderborn Pädagogik studierte.
In wirtschaftlicher Hinsicht sei das japanische Credo folgendes: »Wir wollen in der Welt führend sein.« Das spiegele sich vielfach im Pflichtbewusstsein gegenüber der Firma wider. »Japan ist spannend und anders«, sagte Bremer, die die Gemeinsamkeiten betonte: »Auch dort sind die Menschen gesellig, streben nach einem guten Beruf, sorgen sich um ihre Kinder und begehen Hochzeiten und Beerdigungen nach bestimmten Regeln.«

Artikel vom 07.02.2007