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»Es hat seine Gründe, dass die Bundeswehr mit einem robusten Mandat ausgestattet ist.«

Leitartikel
Afghanistan


Lange genug
Nebelkerzen
geworfen


Von Dirk Schröder
Im andalusischen Sevilla, dem Zentrum des Stierkampfs und der Wiege des Flamencos, hat Franz Josef Jung gestern auf der zweitägigen Tagung der NATO-Verteidigungsminister noch einmal abwenden können, von seinen Amtskollegen durch die Arena gejagt zu werden. Mit dem Kabinettsentscheid über den Afghanistan-Einsatz von Tornado-Aufklärern in der Tasche hat er den NATO-Kollegen, die schon seit einiger Zeit Deutschland zu einem größeren militärischen Engagement am Hindukusch auffordern, zunächst einmal viel Wind aus den Segeln nehmen können.
Noch sind die Aufklärungs-Flugzeuge nicht in Afghanistan. Endgültig wird der Bundestag im März entscheiden und bei nicht wenigen Abgeordneten gibt es noch Bauchschmerzen. Verständlicherweise. Es ist keine leichte Entscheidung, doch: Welche Alternative gibt es dazu?
Es verdient Anerkennung, was die Bundeswehr im Norden an Wiederaufbauhilfe leistet. Dies bleibt trotzdem ein gefährlicher Einsatz. Die Soldaten sind mehr als nur Wiederaufbauhelfer in Uniform. Es hat seine Gründe, dass die Bundeswehr mit einem »robusten Mandat« ausgestattet ist.
Letztlich kann die Bundeswehr dort mehr oder weniger ruhig nur deshalb arbeiten, weil andere NATO-Nationen sich in heftigen Kämpfen der Taliban im Süden des Landes entgegenstellen. Der so dringend notwendige Wiederaufbau kann nur erfolgreich sein, wenn das Umfeld sicher ist.
Die von den Taliban angekündigte Frühjahrsoffensive darf nicht von Erfolg gekrönt sein. Wenn die NATO der wiedererstarkten Taliban das Feld überlässt, schickt sie das Land zurück in die Steinzeit. Und nicht nur das, Afghanistan wird wieder Tummelplatz der Terroristen. Was dies bedeutet, haben nicht nur die Menschen in New York, Madrid oder London schmerzvoll erfahren müssen.
Was in Afghanistan von den Verbündeten geleistet wird, ist also nicht nur Wiederaufbauhilfe, sondern auch der Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Und es wird Zeit, dass die Politik in Deutschland endlich deutlich macht, welchen Beitrag sie zu diesem Kampf leisten will und wie wichtig dieser Kampf ist. Dann wird sie dafür auch Rückhalt in der Bevölkerung finden.
Doch Verteidigungsminister Jung betreibt weiterhin Augenwischerei, wenn er sagt, die Aufklärungsflüge der Tornados seinen kein Kampfeinsatz. Die Regierung sollte aufhören, Nebelkerzen zu werfen. Seitdem die Bundeswehr in Afghanistan ist, befindet sie sich an der Seite der Verbündeten im Krieg - im Krieg gegen die Terror-Organisation Taliban.
Ex-Verteidigungsminister Peter Struck ist seinerzeit mit seiner Bemerkung »unsere Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt« auf viel Unverständnis gestoßen. Doch ist dieser Hinweis heute aktueller denn je. Die Entwaffung der Taliban ist Vorausetzung für ein Zurückdrängen des Terrors, für den Wiederaufbau des Landes und damit auch der Lösung des Drogenproblems.

Artikel vom 09.02.2007