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Warnschüsse
für Werder

Verglüht im Stuttgarter Feuerwerk

Stuttgart (dpa). Trotz des zweiten herben Rückschlags innerhalb von sechs Tagen bleibt der Titelgewinn Top-Thema für den SV Werder Bremen.

»Wir wollen ganz nach vorne. Unsere Zielsetzung bleibt«, kündigte Trainer Thomas Schaaf auch nach der bitteren 1:4-Klatsche beim VfB Stuttgart dem nun schon sechs Punkte enteilten Spitzenreiter Schalke 04 einen erbitterten Kampf um die deutsche Meisterschaft an. Dagegen schweigen sich die klar auf Champions-League-Kurs liegenden Schwaben auch nach dem ersten Heimsieg gegen die Hanseaten seit sechs Jahren über ihre Saisonziele weiter aus. »Es gibt keinen Anlass, daran etwas zu ändern«, wiegelte VfB-Trainer Armin Veh ab.
Bremen präsentierte sich vor allem im ersten Durchgang, in dem die Stuttgarter ein Fußball-Feuerwerk abbrannten, alles andere als titelwürdig. Der VfB konnte nach Belieben schalten und walten und stürzte die zeitweise überfordert wirkenden Werderaner von einer Verlegenheit in die andere. »Der VfB hat uns in der ersten Halbzeit klar beherrscht. Wir haben viel zu lange gebraucht, um unser Spiel zu finden«, analysierte Schaaf. Da war es nach dem Rückstand durch Roberto Hilbert (3.), Mario Gomez (15.) und Ludovic Magnin (33.) bei einem Gegentor von Diego (21.) schon zu spät. Marco Streller (86.) beseitigte die letzten Zweifel.
Miroslav Klose kritisierte den kollektiv enttäuschenden Auftritt: »Da muss sich jeder an die eigene Nase packen.« Für den Stürmerstar war die Pleite auch eine persönliche Niederlage: Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw verlor er das direkte Duell der beiden Top-Torjäger mit Mario Gomez klar. Der Neu-Nationalspieler überstrahlte nicht nur wegen seines Treffers den blass bleibenden Klose. »Wenn wir so spielen, haben wir kein Recht Meister zu werden«, polterte Torsten Frings über die erst nach der Pause ordentliche Vorstellung.
Positives Denken ist bei Bremen nach den beiden Tiefschlägen trotzdem angesagt. Im UEFA-Pokal will Werder am Mittwoch gegen Ajax Amsterdam wieder an seine alte Stärke anknüpfen und drei Tage später soll im Nordderby gegen den Hamburger SV in der Bundesliga die Wende eingeleitet werden. »Das war jetzt ein Warnschuss zur rechten Zeit«, sagte Sportdirektor Klaus Allofs.
Zurückhaltend reagierten die Stuttgarter. Dabei hätte vor allem Veh anlässlich seines rauschenden Jubiläums Grund zum Feiern gehabt. Exakt vor einem Jahr hatte er ein völlig verunsichertes und desolates Team übernommen, nachdem sich der Verein vom glück-, erfolg- und konzeptlosen Startrainer Giovanni Trapattoni getrennt hatte. »Das ist jetzt eine völlig andere Mannschaft«, wies der stets bescheidene Veh nur darauf hin, dass der VfB 2006/07 vom System und Personal her nun seine Handschrift trage.
Obwohl die Schwaben nur noch ein Punkt vom Tabellenzweiten Werder und damit dem direkten Champions-League-Platz trennt, will Veh davon nichts wissen: »Dazu sage ich weiterhin nichts.« Nur der teilweise sensationell haltende Torhüter Timo Hildebrand äußerte sich zum Tabuthema: »Beides ist möglich. Allerdings ist die Meisterschaft noch weit weg. Der DFB-Pokal ist realistischer.«

Artikel vom 12.02.2007