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Angriffe mit Trojanern auf
private Computer nehmen zu

Anti-Viren-Programm und Firewall halten unliebsamen Besuch ab

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Lustige Filmchen werden gern von PC zu PC weitergeleitet. Hinterher vergeht den Computerbenutzern das Lachen, denn viele Schnipsel enthalten Trojaner.

Trojaner sind Programme, die von Kriminellen heimlich in die PCs von Privatleuten oder Unternehmen eingeschleust werden, um Festplatten auszuspähen, Programme zu manipulieren oder sie lahm zu legen. »Die Versuche des gezielten Ausspionierens mit Hilfe von eingeschmuggelten Schadprogrammen nehmen zu«, betonte der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Udo Helmbrecht, am 18. Dezember 2006 in Potsdam. Der so genannte »Identitätsdiebstahl« bilde die am stärksten wachsende Kriminalitätsform in Hightech-Ländern. Im zweiten Halbjahr 2006 seien vier Mal so viele neue Trojaner in Umlauf gebracht worden wie Viren.
Trojaner wie »Sasser« vor drei Jahren sind entweder im vermeintlich interessanten Dateianhang einer E-Mail versteckt oder verbergen sich auf Internetseiten. Werden die angesurft, wird das Schaden bringende Programm unabsichtlich mit heruntergeladen. Fachleute sprechen in diesem Fall von »Drive-by-Downloads«. Ein aktuelles Beispiel ist das amerikanische Football-Endspiel Superbowl. Wer zuletzt die Internetseite des Finalteilnehmers Miami Dolphins anklickte, fing sich einen Trojaner ein, sagte Matthias Gärtner vom BSI gestern dieser Zeitung. Private Computernutzer sollten vor allem beim Werbemüll, dem Spam, vorsichtig sein, denn diese Post diene als »Transportmedium für Schadprogramme«. In acht von zehn Phishing-Fällen, wo also die für das Online-Banking wichtigen PIN- und TAN-Nummern ausgespäht werden, seien ebenfalls Trojaner am Werk. So genannte »Keylocker« registrierten, welche Tasten gedrückt wurden und übermittelten die Wegbeschreibung an den kriminellen Versender, sagte Gärtner.
Wie kann man sich schützen? »Die größte Sicherheitslücke ist der Nutzer selbst«, betont Stefan Gehrke, Geschäftsführer von »Mcert Deutsche Gesellschaft für IT-Sicherheit« in Berlin. Er gehört zu den 13 Partnern aus Wirtschaft, Verbänden und Politik, die den Verein »Deutschland sicher im Netz« gegründet haben. Auf der Internetseite (www.sicher-im-netz.de) bietet der Verein Checklisten an, damit sich Privatleute und Firmen gegen Trojaner, Viren und Würmer wappnen können.
Auf keinen Fall dürften E-Mail-Dateianhänge mit der Endung »exe« oder »com« leichtfertig geöffnet werden, sagte Gehrke gestern dieser Zeitung. Hier handele es sich um »ausführbare Programme, die sofort aktiv werden«. Jeder Computerbesitzer sollte ein Anti-Viren-Programm besitzen (Kosten: 30 bis 40 Euro) und dieses regelmäßig aktualisieren. Eine persönliche Firewall, also Schutzsoftware, die den Ein- und Ausgangsverkehr kontrolliert und unerwünschte Inhalte abhält, stuft der Experte außerdem für unerlässlich ein. »Die Bürger müssen sich über Sicherheitslücken wie aktuell beim Programm Excel informieren«, mahnt Matthias Gärtner und empfiehlt generell Misstrauen.
Im Gegensatz zu Hackern kommen Geheimdienste offenbar auch ohne illegale Methoden an Informationen heran, die auf Festplatten lagern. Jüngst wurde bekannt, dass der US-Geheimdienst NSA an der Entwicklung des neuen Betriebssystems Vista von Microsoft mitwirkte. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. . .

Artikel vom 06.02.2007