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Groß ist stolz
auf die Sammlung

Mit Medaille 28 nimmt er Abschied

Antholz (dpa). Wehmut sei schon auch dabei, hat Ricco Groß nach der 20. und letzten WM-Medaille seiner einzigartigen Laufbahn zugegeben.
»Meine Gedanken kann ich noch nicht richtig ordnen«, sagte er nach dem dritten Platz im Antholzer Staffelrennen. Und eine richtige Fete verbot sich ebenfalls. »Ich musste mich ja zur Verfügung für den Massenstart am Sonntag halten, falls jemand ausfällt«, begründete Groß seine Abstinenz nach dem letzten WM-Start seiner Laufbahn im Teamhotel Seehaus.
Mit 28 Medaillen bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften - darunter vier Mal Olympia-Gold und neun WM- Titel - hat sich der 36 Jahre alte Bundeswehr-Sportsoldat eine rekordverdächtige Sammlung erarbeitet. »Die letzte von Antholz wird mir sehr lange im Gedächtnis bleiben«, sagte Groß sichtlich bewegt. Seine ganze Saisonplanung war auf dieses Ziel ausgerichtet. Bereits im September hatte Groß den Winter zu seinem letzten als Aktiver erklärt. Auf den WM-Zug war er aber nur als nominelle Nummer sechs im Team aufgesprungen. Vor allem die Laufform stimmte lange nicht.
In Antholz erkämpfte sich der als sicherer Schütze geltende geborene Sachse mit dem neunten Platz über 20 Kilometer den Staffelstart. Umso mehr grämte er sich über seine Strafrunde, denn läuferisch lieferte Groß das beste Saisonrennen ab.
Seit 17 Jahren ist er im Weltcup unterwegs. So richtig schlechte Jahre hatte er dabei nicht, auch wenn es nicht immer optimal lief. »Motivationsprobleme hatte ich nie - zumal mich meine Frau Katrin immer unterstützte, auch wenn sie mich lieber zu Hause gehabt hätte«, betonte der Familienmensch. So nennt Groß auch nicht einen seiner Erfolge, sondern die Geburt seiner drei Jungen Marco (11 Jahre), Simon (8) und Gabriel (3) die schönsten Momente in der Zeit im Leistungssport.
Auch wenn Ricco Groß die Fragen nach der Gestaltung seines Abschieds nerven, unter Zugzwang lässt er sich nicht bringen. »Bis zum Weltcupfinale bin ich Sportler. Fest steht, dass ich im April ein dreijähriges Trainer-Studium an der Kölner Sporthochschule beginne - und ordentlich abtrainieren werde.« Ob und wo die große Abschiedsfete steige, sei völlig offen. Antholz, Oberhof, Ruhpolding und Schalke haben sich angeboten. »Darüber entscheide ich aber erst nach dem 18. März. Bis dahin will ich den Kopf für Biathlon frei haben«, sagte er.
Auch beruflich hat Ricco Groß viele Möglichkeiten. Der ausgebildete Kampfrichter könnte beim Deutschen Skiverband als Trainer arbeiten. »Ich habe meine Vorstellung, der Verband seine Ideen. Da müssen wir uns zusammensetzen und einen Mittelweg finden«, kündigte er Gespräche an.

Artikel vom 12.02.2007