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Deutsche Biathleten
sind die WM-Abräumer

Greis und die starken Frauen: goldenes Wochenende

Antholz (dpa). Goldenes Abschluss-Wochenende für die deutschen Skijäger bei der WM in Antholz: Die Damen siegen dreifach im Massenstart und gewinnen die Staffel, die Herren krönen mit dem Doppelerfolg im Massenstart durch Olympiasieger Michael Greis und Andreas Birnbacher sowie Staffel-Bronze das Wintermärchen.
Nachdem Kati Wilhelm den Staffelsieg mit der deutschen Flagge in der Hand bejubelt hatte, griff sich Greis zwei Stunden später die bayerische Fahne bei seinem ersten WM-Einzeltitel. Nach dem Rennen über 15 km hatte Greis trotz seiner zwei Strafrunden 15,4 Sekunden Vorsprung vor Birnbacher. Dritter wurde der Franzose Raphael Poiree (+28,1).
Die deutschen Damen gewannen über 4 x 6 km ohne Strafrunde und mit nur sieben Nachladern mit 1:07,8 Minuten Vorsprung vor Frankreich und Norwegen (+1:29,7). Am Samstag hatte Andrea Henkel (Großbreitenbach) über 12,5 km vor Martina Glagow (Mittenwald) und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) den ersten WM-Dreifach-Erfolg für deutsche Biathletinnen gefeiert. Den Staffelsieg machten das Trio und die nun dreimalige Weltmeisterin Magdalena Neuner aus Wallgau perfekt.
In der Länderwertung setzten sich die DSB-Skijäger mit fünf Siegen in elf Rennen sowie je drei Mal Silber und Bronze vor Norwegen (3/2/2) und Frankreich (1/3/2) durch. Sie wiederholten mit elf Plaketten den als einmalig eingeschätzten Triumph von den Olympischen Spielen 2006 in Turin.
»Deutschland möge es mir verzeihen. Ich wollte etwas anderes machen als Kati«, begründete Greis den Griff zur bayerischen Fahne. Im Ziel wartete der Nesselwanger auf seinen Trainings-Kollegen Birnbacher, der als Einziger am Schießstand fehlerfrei geblieben war. »Ich habe das mitbekommen und es hat mich zusätzlich motiviert«, betonte Greis, der zuvor bereits den norwegischen Superläufer Ole Einar Björndalen attackiert und zu Schießfehlern verleitet hatte. Auf der Schlussrunde überlief er schnell Birnbacher. »Ich war total blau und froh, dass Raphael Poiree nicht mehr von hinten kam«, gab der Schlechinger zu - und fiel dem Sieger um den Hals, von dem er viel abgeschaut habe.
»Das war die Krönung des Wochenendes«, bejubelte Bundestrainer Uwe Müssiggang den ersten deutschen WM-Staffelsieg seit 1999 - und spendierte seinen Damen nach der 61. Medaille seiner 17-jährigen Amtszeit noch eine Nacht im Antholzer Seehotel. »Ursprünglich wollten wir nach Hause fahren. Doch jetzt ist am Abend feiern angesagt«, jubelte Wilhelm.
»Auf den Sieg haben wir uns am Vorabend eingeschworen. Es wurde wieder Zeit, dass wir eine Staffel gewinnen. Zuletzt schafften wir das bei einem Großereignis in Salt Lake City«, erzählte Henkel, die als Einzige des Quartetts bereits vor acht Jahren als Ersatzfrau zum WM-Aufgebot gehörte. »Endlich sind wir mal der Favoritenrolle gerecht geworden«, ergänzte Schlussläuferin Wilhelm. Sie hatte als einzige des »Vierers« makellos geschossen und konnte die letzten zwei Kilometer genießen. »Gas habe ich zwar nicht rausgenommen, doch unterwegs konnte ich schon allen an der Strecke, die ich kannte, zulachen«, berichtete sie vom »Genusslauf«.
Durch den Staffelerfolg stieg Magdalena Neuner zur erfolgreichsten Teilnehmerin der Titelkämpfe und ersten Deutschen auf, die bei einer WM drei Mal siegte. Der neue Superstar hatte bereits am ersten WM-Wochenende den Sprint und die Verfolgung gewonnen. »Das ist schon etwas Besonderes und wird mir immer in Erinnerung bleiben. Der Staffelsieg war aber der Schönste. Es machte vierfach Spaß«, sagte die hübsche Bayerin und kündigte an, von ihren zum 20. Geburtstag geschenkt bekommenen 20 Fläschchen Blutwurz dem gesamten Team einige auszuschenken.

Artikel vom 12.02.2007