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Kindermuseum ist ein Buch wert

Diplomarbeit von Nicola Hericks fand Verlag: »Spielplatz oder Lernort«

Bielefeld (bp). Allein die Internet-Suchmaschine Google weist unter dem Stichwort »Kindermuseum« 531 000 Einträge auf. Nicola Hericks (28) hat für ihre Diplomarbeit jedoch herausgefunden, dass große Unkenntnis darüber herrscht, was ein Kindermuseum überhaupt ist. Ihre Diplomarbeit ist jetzt unter dem Titel »Das Kindermuseum - Spielplatz oder Lernort?« als Buch erschienen (WVB - Wissenschaftlicher Verlag Berlin).

Nicola Hericks hat an der Universität Bielefeld studiert und ist inzwischen dort im Bereich Schulpädagogik tätig.
Für ihre Arbeit hat sie Praktika in den Kindermuseen Frankfurt und Duisburg gemacht, dort Besucher befragt und zum Beispiel herausgefunden, dass Eltern nicht nur bereit sind, am eigenen Wohnort mit dem Nachwuchs ein Kindermuseum zu besuchen, sondern auch weitere Anfahrten dafür in Kauf nehmen würden. Nicola Hericks Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass es für Kinder (und Eltern) oft besser ist, sich einem pädagogischen Mitarbeiter und dessen Führung anzuvertrauen, als allein die Museumsausstellung sehen und verstehen zu wollen. Die Diplompädagogin: »Das gilt vor allem für naturwissenschaftliche und technisch orientierte Ausstellungen, von denen Erwachsene oft auch nur wenig Ahnung haben.«
Weiteres Ergebnis ihrer Arbeit: Ein Kindermuseum soll nicht in einen Spielplatz ausarten. Allerdings sollte Wissen spielerisch vermittelt werden. Das Kindermuseum in Frankfurt habe das ihrer Ansicht nach perfekt gemacht: »Dort konnten Kinder ausprobieren, wurden aber auch zum Nachdenken, zum eigenständigen Handeln und zum selbständigen Lernen angeregt.« Erarbeitet hat sie auch eine Reihe praktischer Tipps, von der Schriftgröße auf Hinweistafeln bis hin zum Medieneinsatz.
Nicola Hericks schätzt, dass es in Deutschland inzwischen rund 70 Kindermuseen gibt - entweder eigenständige Einrichtungen oder angegliedert an ein anderes Museum. Auch in der Region gibt es seit 2004 den Verein »Kindermuseum OWL«. Die ursprüngliche Idee stammt von der Pädagogischen Fakultät der Universität. Für die Museumsinitiative OWL, die 2007/2008 eine Ausstellung in mehreren Museen der Region unter dem Oberthema »Mobilität« plant, erstellt der Verein ein pädagogische Konzept. Die Musik- und Kunstschule hat ebenfalls schon Kindermuseumsangebote auf Zeit gemacht.
Auch Nicola Hericks Traumberuf wäre es, für ein Kindermuseum zu arbeiten, aber die Pädagogin weiß natürlich: »Stellen sind echte Raritäten.«

Artikel vom 08.02.2007