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Wenn der Durst nachlässt
Unterschätztes Problem bei älteren Menschen - Pflegepersonal besonders gefragt
Was tue ich, wenn ich durstig bin? Einfache Frage, leichte Antwort: Ich trinke etwas. Was aber, wenn der Körper Wasser braucht und ich es nicht merke? Dies ist bei vielen älteren Menschen der Fall - unabhängig davon, ob sie zu Hause oder in einer Einrichtung der Altenpflege leben.
Mundtrockenheit, trockene Schleimhäute oder schlaffe Haut sind Anzeichen einer unzureichenden Flüssigkeitszufuhr. Weitere Symptome wie Verstopfung, die veränderte Wirkung eines Medikaments, Verwirrtheit, Schwäche und Schwindel oder erhöhte Anfälligkeit für Infektionen werden nur selten mit Flüssigkeitsmangel in Verbindung gebracht, können aber Folgen von Austrocknung sein. Lebensbedrohend wird es bei Bewusstlosigkeit, Kreislauf- oder Nierenversagen. Oftmals ist eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich. Doch soweit muss es nicht kommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt gesunden älteren Menschen eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 2,5 Litern. 1,5 Liter sollten über Getränke und die restliche Menge über das Essen (Gemüse, Salate, Obst, Milchprodukte) aufgenommen werden. »Im Alter ist es besonders wichtig, regelmäßig und ausreichend zu trinken. Bei Personen, die pflegebedürftig sind oder in Heimen wohnen, müssen entsprechende Angebote für die zu betreuenden Personen geschaffen und das Personal geschult werden«, betont Prof. Dr. Helmut Heseker, Vizepräsident der DGE. Für Senioreneinrichtungen und ambulante Pflegedienste hat die DGE Eckpunkte zur praktischen Umsetzung erstellt, um die Situation vor Ort zu verbessern.
Mangelnde Gewohnheit, Angst vor nächtlichen Toilettengängen, Inkontinenz oder Prostataleiden (bei Männern) können wichtige Trinkhemmnisse sein. Für Alleinlebende kann das Transportieren schwerer Getränke - ob vom Supermarkt nach Hause oder vom Keller in die erste Etage - zum Hindernis werden. Pflegebedürftige sind manchmal nicht mehr in der Lage, ihr Getränk zu erreichen, selbst wenn es direkt neben ihnen steht. Erschwerend kommt im Alter hinzu, dass häufig das Durstgefühl abnimmt. Verliert die Niere ihre Fähigkeit, den Harn zu konzentrieren und wird somit mehr Wasser ausgeschieden, muss auch mehr getrunken werden.
Leben Senioren mit ihrer Familie gemeinsam unter einen Dach, können Kinder und Enkelkinder mithelfen, das richtige Trinkverhalten zu trainieren. Schwieriger ist es in Heimen und in der Altenpflege. Den Mitarbeitern kommt hier eine besondere Verantwortung zu.

Artikel vom 09.02.2007