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Ihr Name ist Bond! James Bond!
Zum DVD-Start von »Casino Royale«: die größten Doppel-Nullen der Filmgeschichte im Vergleich
In den Kinos rettet er mit der Lizenz zum Töten regelmäßig die Welt: James Bond. Ein Mythos lebt ewig - vom 23. März an auch wieder auf DVD. Ein Mann, um den sich die Frauen reißen - und die Männer, wenn es darum geht, ihn zu verkörpern.
Sieben Doppel-Nullen waren nach dem zu vernachlässigenden TV-Kurz-Debüt von Barry Nelson (1954) als Bond in den Kinofilmen seit 1962 unterwegs, um die Welt zu retten, sechs davon innerhalb der erfolgreichsten Spielfilm-Serie aller Zeiten. Wer rettet, liebt, leidet, witzelt, küsst, schießt am schönsten? Wer aber war wirklich der beste Bond - und wer ist es? Das war und ist Geschmackssache - wie ein Wodka Martini.
Connery, Sean Connery? Oder Brosnan, Pierce Brosnan? Moore, Roger Moore? Oder ist doch Neuling Daniel Craig der beste Bond? Ein Überblick über die wichtigsten »Nullen« der Filmgeschichte...
Platz 007: David Niven - der schlechte Witz
Fehlbesetzung in Fehlinszenierung »Casino Royale« (1966). Wenige gute Gags des Buches können Niven auch nicht retten - und der Möchtegern-Superheld noch nicht einmal sich selbst.
Platz 006: Timothy Dalton - hart geschüttelt, nicht gerührt
Der Bond der 1980er orientierte sich am Original-Bond Ian Flemmings. Damit lieferte er den radikalen Stilbruch weg vom schelmischen Moore hin zur eigentlichen Idee - die nach einem Jahrzehnt Moore-Bond fast vergessen schien. Hart, eiskalt. Der craigste Bond vor Craig. Und der zweitschwächste - hinter fünf richtig guten keine SchandeÉ
Platz 005: George Lazenby - der verkannte Superheld
Lieferte 1969 filmisch einen der besten Bonds aller Zeiten ab - und den am meisten unterschätzten. Als einziger Bond, der innerhalb der Serie nur einmal im Auftrag Ihrer Majestät die Welt retten durfte. George Lazenby ist der Geheimtipp im Geheimdienst Ihrer Majestät - und bleibt es auch. Das wäre dem Anderen nie passiertÉ
Platz 004: Roger Moore - der Witzbold
Roger Moore lagen die Frauen und am Ende auch alle Gegner genauso (tot) zu Füßen wie Sean Connery. Allerdings wusste der stiltreue Bond-Fan manchmal nicht genau, ob sie sich nun totgelacht - oder doch die Bekanntschaft der Walther PPK gemacht hatten. Aus dem Connery-Schatten schoss er nie ganz heraus - hinterließ aber einen der besten Filme der Serie (»For your eyes only«).
Platz 003: Daniel Craig - das Meister-Talent
Cleverer Craig: Der Engländer liefert keinen normalen Bond-Film - grenzt sich damit deutlich gegenüber dem Vorgänger ab und entzieht sich so auch dem direkten Vergleich. Clever und smart. Nicht weich. Seine Angst, Wut und Leidenschaft riecht man im Kinosessel.
Platz 002: Sean Connery - der Ur-Bond
Connery spielt Bond nicht, Connery ist Bond. Nie zuvor hat ein Schauspieler eine Kino-Figur so geprägt wie er. Connery ist der Bond des kalten Krieges - mit kaltem Lächeln und warmen Betten. Er schafft den Spagat zwischen Traditionalist (Kleidung, Umgangsformen) und Revolutionär (Technikfreak), sprengt die Ketten der Gutmensch-Helden-Theorie.
Connery lässt seinen Bond auf Augenhöhe mit den Bösewichtern agieren - und gewinnt das Duell um Längen. Zynisch, sarkastisch, brutal, ausnutzend - Connery schafft es, dass sein Bond trotzdem geliebt wird. Nicht nur von Bondgirls. Und nicht nur, weil der Sieger am Ende immer alles kriegtÉ Connerys größter Trumpf: Er »erfand« Bond. Flemming hat ihn zwar geschrieben, Connery aber hat ihn zum Leben erweckt - sogar zum ewigen LebenÉ
Platz 001: Pierce Brosnan - der Mann aus Stahl
Pierce Brosnan - der Mann, der schon Bond war, als er es noch nicht war. Die Idealbesetzung der 1990er, geschmiedet aus gutem Remington Steele, der in den 1980ern wegen seiner TV-Erfolgsserie erst Timothy Dalton den Vortritt lassen musste, um dann doch noch zeigen zu können, wie man es macht.. Brosnan beweist wie kaum ein anderer, wie wichtig für Bond-Darsteller der Gegenpart ist. »Die Welt ist nicht genug« glänzt hier mit den intensivsten Charakterzeichnungen seit langem, zusammen mit idealer Besetzung. Unverschuldet schwacher Abgang mit »Stirb an einem anderen Tag«. Cool. Hart. Witzig. Selbstironisch. Gefühlvoll. Ehrlich. Der beste Bond der Filmgeschichte.
Fazit:
Richtig schlecht sieht außer Niven kein Bond aus - dafür hat das Rezept der Serie einen zu guten Geschmack. Daher: Egal, ob Niven, Connery, Lazenby, Moore, Dalton, Brosnan oder Craig - der beste Bond aller Zeiten ist James Bond selbst!
Ingo Notz

Artikel vom 10.03.2007