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Juliane Schenk greift wieder an

Badminton: Parallelen zwischen der Zeitsoldatin und Roman Spitko


Bielefeld (WB/jm). Badmintonspieler verbindet ein sensibles Verhältnis zu ihrem Spielball. Das Prozedere mit den Probeschlägen vor jedem Match sei auch deshalb vonnöten, weil sich »die klimatischen Bedingungen in der Seidensticker Halle mit der Anzahl der Zuschauer ständig verändern« würden und dies dann »Auswirkungen auf das Flugverhalten der Bälle« habe, klärte Hallensprecher Christian Holzmacher auf das Publikum bei den Deutschen Meisterschaften auf. 3500 Besucher kamen an allen vier Tagen.
Ob die DM über 2008 hinaus im Bielefelder Sporttempel beheimatet bleibt, darüber muss das DBV-Präsidium in Kürze befinden und zwischen zwei Varianten abwägen. Die eine ist, die Titelkämpfe ab 2009 auf Reisen durch deutsche Lande zu schicken. Mögliche Stationen: Berlin, Koblenz, Hamburg. Die andere könnte sein, Bielefeld zu einer Art Badminton-»Wimbledon« zu erheben. Angesichts so mancher »Baustelle« scheut DBV-Vizepräseident Gerd Pigola (Leipzig) jegliches Risiko und bevorzugt Kontinuität. »Für Bielefeld spricht nicht bloß die geografische Lage. Wir wissen, was wir an der Veranstaltung hier haben«. Zudem sei wohlwollend zur Kenntnis genommen worden, erklärt DBV-Präsident Karl-Heinz Kerst, dass sich ja sogar der Oberbürgermeister dafür verwendet gemacht habe, die DM im Oberzentrum zu etablieren.
Aktivensprecher Roman Spitko (TuS Wiebelskirchen) und Juliane Schenk (SG EBT Berlin) verbanden Parallelen. Beide standen sowohl im Einzel als auch im Doppel im Finale. Beide zogen zunächst gegen die favorisierten Titelinhaber den Kürzeren und griffen dann im Doppel zur nationalen Krone. Und beide wollen in den Disziplinen international hoch hinaus.
Nach einem verkorksten Sommer kann 24-jährige die Zeitsoldatin Juliane Schenk wieder grinsen. »Alles im grünen Bereich. Mit mir ist wieder zu rechnen«. Eine hartnäckige Schulterverletzung am Schlagarm setzte die EM-Bronzemedaillengewinnerin von 2006 für die WM in Madrid außer Gefecht. »Die Schulter ist eines der kompliziertesten Gelenke, das habe ich zu spüren bekommen,« so Schenk. »Veränderung von Muskulatur, die jahrelang in einer nicht optimalen Position belastet wurde, Aufbau von zu schwach ausgebildeten Muskelgruppen; das ist verdammt zeitintensiv umzustellen.«
Doppelpartnerin Nicole Grether (»Einzel werde ich nicht mehr spielen«), die im Bundesstützpunkt Mülheim eine Wohngemeinschaft mit Jugend-Europameisterin Janet Köhler bildet, konzentriert sich voll auf ihr Doppel mit Juliane Schenk. »In Peking wollen wir unbedingt dabei sein, und danach gehe ich auf jeden Fall zurück nach Berlin,« spricht sie vom »Karriereende.«
Roman Spitko hatte vor dem Herrenfinale geunkt, dass Björn Joppien angesichts dreier Niederlagen gegen ihn in 2006 womöglich »etwas Angst« verspüre. Doch Deutschlands Nummer eins erteilte dem frechen Herausforderer (»Ich gebe Vollgas. Meine Kraft reicht für zwei Spiele und sechs Sätze - hoffe ich«) eine Lehrstunde. Seit einem Jahr ist Spitko in den Weltranglisten im Einzel und im Doppel auf Klettertour. »Es ist harte Arbeit, war aber eine gute Entscheidung. Als Bayer sieht man die Dinge vielleicht aus einem anderen Blickwinkel,« spricht er schmunzelnd von einer »Jo mei-Mentalität.«
Nach Abgabe seiner BWL-Diplomarbeit (Thema: Besonderheiten der Pensionsrückslagen beim Unternehmenskauf) im März widmet er sich ab dem 1. Mai voll der Olympiaqualifikation. Um Peking zu erreichen, muss in beiden Disziplinen ein Platz unter die Top 15 in der Welt her; ein schwieriges Unterfangen. Mut machte Roman Spitko das starke Abschneiden bei den Super Series-Turnieren in Malaysia und Korea. »Ich habe insgesamt 1700 Dollar verdient. Nicht viel, aber immerhin.«

Artikel vom 06.02.2007