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Denkmalbehörde ist gefordert


Mit den Plänen der Altstädter Nicolaigemeinde setzt sich Jan-Helge Henningsen, stellvertretender Vorsteher des Bezirks Mitte, kritisch auseinander:
Dass sich die evangelische Kirche in einer finanziell angespannten Lage befindet, ist bekannt und wurde in der Bezirksvertretung Mitte noch einmal deutlich gemacht. Wenn eine solche Finanzklemme Phantasien freisetzt, wie man dieser misslichen Lage entkommen kann, so ist dies durchaus nachvollziehbar. Ob aber ein Außenaufzug mit Turmplattform an der Altstädter Nicolaikirche der Weisheit letzter Schluss ist, erscheint mir zweifelhaft. Die Sensation der Neuheit ist für Einheimische bald verschlissen, ein Touristenzentrum werden wir dadurch wohl kaum.
Wichtiger ist: Diese Kirche ist eines der bedeutendsten historischen Bauwerke unserer Stadt, und auch wenn die Turmspitze nach Kriegszerstörung in den 60-er Jahren erneuert wurde, prägt sie nachhaltig in positiver Weise das Standbild. Ein Außenaufzug würde hier eine nicht unerhebliche Veränderung bewirken, auch wenn er im unteren Teil des Turmes durch die Ecklage einigermaßen kaschiert wäre.
Fragen des Geschmacks sind subjektiv. Ich empfinde die halbkreisförmigen Glasvorbauten, die aus dem Turm herausragen als besonders schlimm. Hierdurch würde die gesamte Silhouette und damit das Stadtbild negativ verändert. Es ist mir unverständlich, weshalb eine Denkmalbehörde, deren Aufgabe es ist, das historische Erbe zu schützen und zu bewahren, hier nicht umgehend eingreift. Auch bei einer »Duldung« durch diese Behörde wäre m. E. eine gewisse Präzedenzwirkung nicht auszuschließen. Schließlich stehen nicht nur Kirchengemeinden, sondern auch Kommunen und Private unter finanziellem Druck.
Ist - und ich hoffe, dass dies Ironie bleibt - in Zukunft etwa mit Anträgen zu rechnen, im Giebel des Crüwell-Hauses ein Riesenrad zu installieren, oder vielleicht vom Turm der Sparrenburg herab eine Riesenrutsche anzubringen?
Es ist vieles denkbar, aber auch in einer Notlage sollte nicht alles machbar sein!
JAN-HELGE HENNINGSEN33607 Bielefeld

Artikel vom 06.02.2007