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»Friedensbotschafter« Giora Feidmann. Foto: Steinmeier

Die wichtigste Botschaft der Welt

Giora Feidman und Matthias Eisenberg: »Von Klassik bis Klezmer«

Von Esther Steinmeier
Bielefeld (WB). Giora Feidmans Botschaft besteht aus einem einzigen Wort: Shalom. In der Rudolf-Oetker-Halle hat er sich am Sonntagabend 100 Minuten Zeit genommen, um diese Botschaft zu vermitteln.

Der Meister der Klezmer-Klarinette kam mit dem Meister der Orgel, Matthias Eisenberg. »Von Klassik bis Klezmer« spannte das geniale Duo den Bogen.
Erst einmal ist aber nur der ehemalige Gewandhausorganist Eisenberg auf der Bühne zu sehen. Wartend sitzt er an der Orgel und lauscht zusammen mit dem Publikum den zarten Klarinettentönen, die von irgendwo aus der Ferne zu kommen scheinen. Alle drehen suchend die Köpfe und entdecken ihn schließlich: Mitten im Publikum steht Giora Feidman und spielt. »Together« von der Komponistin Ora Bat Chaim schmeichelt sich sanft und leise ein, während der Meister langsam zur Bühne schreitet und sie betritt. Ebenso sanft beginnt Eisenberg zu spielen. Mal begleitet er Feidman, dann wieder spielen sie einen Dialog. Ein Stück greift in das nächste, die Übergänge sind kaum hörbar. Feidman und Eisenberg nutzen jede Sekunde für die Musik.
Aus dem verträumt vorgetragenen »Ave Maria« von Schubert wird ein getragenes »Shalom Chaverim«. Feidman breitet die Arme aus, und das Wunder geschieht: Die Oetkerhalle singt! In die feierliche Stimmung hinein platzt Eisenberg mit dem fröhlich-frechen »Entertainer« von Scott Joplin, und die Zuhörer lachen befreit auf. Nach dem donnernden Praeludium C-Dur von Bach und Siciliano G-Moll ebenfalls von Bach, geht die Reise zu neuen Ufern: Für »Nobody knows the trouble I've seen« legt sich Eisenberg ins Zeug als müsse er einen ganzen Gospelchor an die Wand spielen. Für seine Eigenkomposition »Prayer« fordert Feidman wieder den gemischten Oetkerhallen-Chor an: »Bitte, nur ein A. Lang.« Und alle geben ihm das A und werden Teil seines wunderbaren Gebetes.
Bei »Rabbi Montenyu« von Samuel Bugatsch wird Eisenbergs Orgel zu einem ganzen Orchester. Und das Publikum darf auch nochmal ran, stampfen und klatschen möchte der Maestro hören.
Vor der letzten Zugabe spricht Feidman über Krieg und den Hunger in der Welt. Er will, dass alle seine Botschaft mitnehmen und kündigt ein besonderes Stück an: Zwei Takte aus der deutschen Nationalhymne, zwei aus der israelischen, zwei aus der palästinensischen ergeben eine Welthymne. Geht nicht? Doch, bei Giora Feidman und Matthias Eisenberg geht alles. Vielleicht sogar Frieden - Shalom.

Artikel vom 06.02.2007