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IG Metall will 6,5 Prozent mehr

Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser fordert Abschluss unter drei Prozent

Frankfurt/Main (dpa/Reuters). In der Tarifrunde für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie strebt die IG Metall Einkommenserhöhungen von 6,5 Prozent an.

Diese Empfehlung für zwölf Monate gab der Vorstand der Gewerkschaft gestern in Frankfurt. »Die Metall und Elektroindustrie kann eine Erhöhung in der Größenordnung von 6,5 Prozent locker verkraften und finanzieren«, sagte der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters. Zuletzt hatte die Gewerkschaft 2002 eine Forderung in dieser Höhe für die größte deutsche Industriebranche gestellt.
Die Metall-Arbeitgeber haben die Vorgabe der Gewerkschaft für die anstehende Tarifrunde von 6,5 Prozent mehr Einkommen als unrealistisch zurückgewiesen. Der Beschluss zeige, dass die IG Metall eine stärkere Erhöhung als die 3,0 Prozent des Vorjahres anstrebe. »Sie schwimmt damit auf einer Welle der Illusionen hinsichtlich der tatsächlichen Verhältnisse in der Welt«, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser. Der Abschluss müsse auf jeden Fall unter drei Prozent liegen.
Der Tarifabschluss 2006 sei auf ein wirtschaftlich ungewöhnliches Jahr zugeschnitten gewesen und lasse sich »nicht wie mit dem Lineal gezogen auf 2007 übertragen«. Alle Daten und Fakten belegten, dass 2007 insgesamt zwar noch ein wirtschaftlich ordentliches Jahr werde, aber eben spürbar unter 2006 liege.
Kannegiesser sagte, die Mitarbeiter der deutschen Metall- und Elektro-Industrie seien nach wie vor die bestbezahlten der Welt, mit den kürzesten tariflichen Arbeitszeiten. »Wer möchte, dass wir diesen hohen Standard halten, der darf die weltweiten Kostenrelationen unserer Industrie auf keinen Fall verschlechtern.«
Peters betonte hingegen: »2007 sind die Arbeitnehmer dran.« Die Beschäftigten müssten ihren Anteil am Erfolg der Unternehmen erhalten. Bei den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie gebe es Rekordumsätze und Rekordergebnisse. 2007 werde die Branche ihren Höhenflug fortsetzen. Die Produktivität werde voraussichtlich um 4,5 Prozent steigen, die Verkaufspreise um zwei Prozent zulegen. Damit liege der Finanzierungsspielraum deutlich über dem der Gesamtwirtschaft von 4,1 Prozent. Angesichts der schwachen Lohnentwicklung der vergangenen Jahre gebe es »eine verteilungspolitische Lücke, die es zu schließen gilt«. Um den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland zu stützen, müsse den Arbeitnehmern mehr Kaufkraft gegeben werden.
Peters und der Zweite Vorsitzende Berthold Huber sprachen sich nochmals klar gegen eine Beteiligung der Arbeitnehmer an den wirtschaftlichen Erfolgen in Form von hohen Einmalzahlungen aus. Dies hatten die Arbeitgeber bereits ins Gespräch gebracht.
Die Lohnforderung von 6,5 Prozent ist nach Auffassung von Ökonomen beschäftigungsfeindlich. »Lohnabschlüsse in dieser Höhe kratzen an der Beschäftigung«, sagte der Konjunkturchef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Udo Ludwig, zu der IG Metall-Forderung.
Vertretbar seien 3,5 Prozent. Davon sollten bis zu zwei Prozent in höhere Tarife münden, der Rest als einmalige Zuschläge verteilt werden. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 07.02.2007