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Ohne Vorbeugung zu hohes Risiko

Kardiologen: Immer mehr junge Menschen von Herzinfarkt bedroht


Bielefeld (uko). Die Sterbeziffern am akuten Herzmuskelinfarkt sind in Deutschland rückläufig. Mediziner führen das auf interdisziplinäre Therapien zurück. Grund zur Entwarnung, so hieß am Sonnabend während des 24. Bielefelder Seminars über aktuelle Fragen zur Kardiologie, besteht indes nicht. Denn falsche Lebens- und Ernährungsweise besonders in der jungen Generation gebe Anlass zur Sorge.
»Koronare Herzerkrankung: Akut - Chronisch« lautete in der Stadthalle das Motto, dem 200 Mediziner vornehmlich aus der Region, aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gefolgt waren. »Hausherr« Professor Dr. Christoph Stellbrink von den Städtischen Kliniken-Mitte hatte Referenten wie Professor Dr. Gerd Assmann, Uni Münster, Dr. Peter W. Radke, Uniklinikum Schleswig-Holstein Lübeck und Professor Dr. Kai Christoph Wolert aus Hannover nach Bielefeld geladen, um einen Überblick derzeitiger Behandlungsmethoden der koronaren Herzkrankheit (KHK) zu geben.
So wird Vorsorge ein immer zentraleres Thema, dem auch das Bundesgesundheitsministerium durch höhere Mittel Rechnung tragen will. Unverkennbar sei, so Stellbrink, dass »Frauen auf dem Vormarsch« ins Risiko seien, da sie häufiger zu Tabakwaren griffen. Unverständlich nannte er es in diesem Zusammenhang, dass Deutschland derzeit mit Abstand Schlussleuchte in Sachen Nichtraucherschutz sei. Eindeutig rutschten »die Risikofaktoren in das junge Lebensalter«, was Stellbrink mit fettiger und falscher Ernährung, mit mangelhafter Bewegung begründete. Zuckerkrankheit manifestiere sich mittlerweile schon im Kindesalter. Professor Dr. Gerd Assmann propagierte dazu seinen »Procam-Herzinfarkttest«, der von der Assmann-Stiftung (www.assmann-stiftung.de im Internet) seit mehr als einem Vierteljahrhundert betrieben wird, an der mehr als 46 000 Menschen teilgenommen haben. Jeder Patient könne hier sein eigenes Infarkt-Risiko mühelos (mit Parametern Blutdruck- und Cholesterinwerten, Rauchgewohnheiten und Gesundheitsstatus) abschätzen.
In der Akuttherapie eines Herzinfarkts greifen erfahrene Kliniken, so auch die Städtischen Kliniken Mitte mit jährlich bis zu 300 Infarktuntersuchungen, zum Katheter, der der Thrombolytika-Therapie den Rang abgelaufen habe. Indes seien bei jedem zehnten Patienten auch im Katheterlabor Infarktgefäße nicht zu öffnen. Da helfe nur ein akutchirurgischer Eingriff, der leider in Bielefeld auf absehbare Zeit nicht möglich sei. Stellbrink: »Der Zug für eine Herzchirurgie in Bielefeld ist in den kommenden Jahren abgefahren.« Tragisch sei daher nur, dass immerhin noch drei von zehn Infarktpatienten vor dem Erreichen einer Klinik sterben.

Artikel vom 05.02.2007