05.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gericht erlässt
Arrestbefehl

Paar soll Schwarzgeld zurückzahlen

Von Christian Althoff
Espelkamp (WB). Das Reinigungsunternehmen Piepenbrock fordert 114 210 Euro von seiner früheren Mitarbeiterin Axana P. (35) und deren Ehemann Wilhelm (44). Die Frau aus Espelkamp sitzt in U-Haft, weil sie den Mord am Bielefelder Piepenbrock-Niederlassungsleiter Frank W. (41) in Auftrag gegeben haben soll.

Frank W. war am 7. September 2006 in seinem Büro von einem Killerkommando erschossen worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sterben musste, weil er seiner Mitarbeiterin und Geliebten auf die Schliche gekommen war. Axana P. soll mit Schein-Arbeitsverträgen jeden Monat etwa 3000 Euro an die Seite geschafft haben, die Kripo hat eine Gesamtsumme von 114 210 Euro errechnet.
Auf Antrag des Unternehmens Piepenbrock hat die sechste Zivilkammer des Landgerichtes Bielefeld jetzt unter dem Aktenzeichen 6O477/06 einen Arrestbefehl erlassen. Dieser soll verhindern, dass Ehemann Wilhelm P. über sein Haus sowie diverse Lebensversicherungen und Aktienfonds verfügen kann, bevor Piepenbrock entschädigt worden ist. Mit dem Arrestbefehl will sich Piepenbrock zunächst die Summe von 27 370 Euro sichern, deren Verbleib unstrittig ist: »Dieses Geld hat Frau P. ihrem Mann im Laufe der Zeit auf der Grundlage eines Scheinarbeitsvertrages überwiesen«, sagt Unternehmenssprecher Dr. Uwe Wilke. Maschineneinrichter Wilhelm P. gibt dagegen an, tatsächlich im Zweitjob für Piepenbrock gearbeitet zu haben - für 7,68 Euro pro Stunde. »Ich habe Reinigungsmaterial an die Objekte geliefert, die von Piepenbrock betreut wurden. Ich habe defekte Staubsauger repariert und Schwarzgeld an 400-Euro-Kräfte ausgezahlt, die über ihre Stundenzahl hinaus gearbeitet hatten«, beteuert er.
Doch selbst, wenn Wilhelm P. die 27 370 Euro tatsächlich zuständen: Staatsanwalt Christoph Mackel hat keinen Zweifel daran, dass das Espelkamper Ehepaar sein Leben jahrelang unter anderem durch Bar-Entnahmen aus der Firma Piepenbrock finanziert hat: »Von dem Girokonto der Eheleute ist nur die Hypothek für das Haus abgebucht worden - sonst nichts!« Mackel nimmt an, dass Axana und Wilhelm P. alle anderen Rechnungen bar bezahlt haben - mit Geld, das sich Axana P. durch Scheinarbeitsverträge mit Bekannten beschafft haben soll, die gar nicht für Piepenbrock tätig waren und die ihre monatlichen Bezüge an Axana P. ausgehändigt haben. Über einen Scheinarbeitsvertrag mit Piepenbrock soll Axana P. selbst das Kindermädchen bezahlt haben, das sich tagsüber um ihre heute achtjährige Tochter gekümmert hatte.

Artikel vom 05.02.2007