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Torsten Jansen eiskalt:
Tore für den Titel-Kurs

Das Finale: Schon 21:14 geführt - und noch gezittert

Von Volker Krusche
Köln (WB). Deutschland 29, Polen 24 - Weltmeister! Das Wintermärchen ist wahr geworden. Sport-Deutschland liegt seinen Handballern zu Füßen, Heiner Brand ist endgültig zum Kaiser aufgestiegen. Die »Brand-baller« landeten im Endspiel der 20. Weltmeisterschaft im »Feiertempel« Kölnarena einen hochverdienten Sieg gegen das Überraschungsteam aus Polen.

Allerdings gerieten die 19 000 »Partygäste« zwischenzeitlich noch einmal mächtig ins Schwitzen. »Wir wollten es eben noch mal spannend machen«, flachste Torsten Jansen später. Zunächst lief alles nach Plan. Aus dem 2:3 machten die Gastgeber binnen fünf Minuten eine deutliche 8:3-Führung. Die Arena bebte in ihren Grundfesten. Und der diesmal an der Linie eher zahme Trainer Bogdan Wenta sah sich dazu gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Neu eingeschworen hatte er sein Team - eine nachhaltige Wirkung aber zeigte das nicht.
Denn die deutsche Deckung stand. Angeführt von Oliver Roggisch sowie im Wechsel Andrej Klimovets und Christian Schwarzer im Mittelblock entschärften die Hausherren die gefährlichste Waffe: Die Durchschlagskraft im Rückraum wurde gebremst. Mit dieser Stärke hatten die Polen bei diesem WM-Turnier bis auf Frankreich Gegner um Gegner aus dem Weg geräumt und auch das erste Duell gegen Deutschland in der Vorunde im Haller Gerry Weber-Stadion gewonnen.
Doch diesmal fanden sie zunächst kein Mittel, um die aggressive 6:0-Deckung der Brand-Buben auszuhebeln, hinter der mit Henning Fritz und Johannes Bitter zwei zuverlässige Torhüter standen. Die Angriffsquote, sonst bei überragenden fast 70 Prozent, purzelte in der ersten Hälfte auf magere 46 Prozent. Marcin Lijewski und Karol Bilecki, die vorher jedem Team das Fürchten gelehrt hatten, stolperten mehr, als dass sie treffsicher feuerten. Vier magere Tore bei 18 Versuchen, außerdem einige Ballverluste. Polens Trümpfe stachen nicht.
Anders die deutschen Asse. Und so hatten die Hausherren leichtes Spiel, beim 21:14 die Vorentscheidung herbeizuführen. Schon alles klar? Doch in dieser Phase verletzte sich Fritz am Fuß. Die Mannschaft stand minutenlang unter Schock. Und wurde nervös. Erst recht, als sie eine doppelte Überzahl nicht nutzte und sogar ein Gegentor hinnehmen musste. Technische Fehler und schwache Würfe häuften sich. Urplötzlich war Polen wieder da, von den Deutschen ins Spiel gebracht.
Der schöne Vorsprung, er war dahin. 22:21 - und noch 15 Minuten zu spielen. Zu viel, viel zu viel? Der Ausgleich drohte. Deutschland zitterte, Polen war wieder obenauf. Aber dann traf Rückraum-Riese Pascal Hens endlich. »Jogi« Bitter (»Man muss sich als Torwart immer bereithalten«) hielt seinen Kasten sauber. Und einer sorgte endgültig für klare Verhältnisse: »Mister Zuverlässig« Torsten Jansen. Der in Abwehr wie im Angriff Sicherheit vermittelnde Hamburger brachte Deutschland mit seinen Toren auf Kurs - auf WM-Kurs.

Artikel vom 05.02.2007