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Im Oetkerschen Privatbesitz: Van Dycks Bildnis des Theologen Adriaen Moens Foto: WB

Kunsthalle gedenkt ihres Stifters

Von Sonntag an Schenkungen Rudolf August Oetkers zu sehen

Von Uta Jostwerner
und Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Auf eine ganz besondere Weise gedenkt die Kunsthalle Bielefeld ihres Stifters Rudolf August Oetker. Parallel zur Böckstiegel-Felixmüller-Ausstellung, die am Sonntag, 4. Februar, eröffnet wird, zeigt die Kunsthalle aus ihrem Eigenbestand Schenkungen des am 16. Januar dieses Jahres im Alter von 90 Jahren verstorbenen Kunstmäzens. Die private Kunstsammlung Oetkers bleibt im Besitz des Unternehmens.

Im erste Stock der Kunsthalle ist eigens ein Raum eingerichtet worden, in dem vier Werke präsentiert werden, die der Kunstsammler Oetker der Stadt in den Jahren 1950 bis 1953 stiftete. Es handelt sich um die Marmorplastik »Der Schmerz« von Auguste Rodin (entstanden vor 1907), um die Ölgemälde »Walchensee mit Springbrunnen« und »Orchideen« von Lovis Corinths aus dem Jahr 1923 sowie um Emil Noldes Tropenwald« von 1914. Laut Kunsthallen-Sprecherin Christiane Heuwinkel sind es wichtige Ikonen und Klassiker aus dem Eigenbestand, der aufgrund räumlicher Begrenzungen nie vollständig gezeigt werden kann. Bei raumgreifenden Ausstellungen wie der vergangenen Delvaux-Schau lagern sämtliche Bestände im Depot. Kunsthallenleiter Dr. Thomas Kellein war es wichtig, die Schenkungen jetzt zu zeigen und somit noch einmal auf die Verdienste Rudolf August Oetkers um die Kunst der Stadt aufmerksam zu machen: »Ohne Rudolf August Oetker gäbe es keinen Johnson in Bielefeld. Und zweitens war es uns wichtig zu honorieren, dass die Schenkungen damals prägend waren und eine Initialzündung auslösten. Oetker motivierte die Stadt dazu, eine eigene Sammlung aufzubauen und eine internationale Ausstellungspolitik voranzutreiben.«
Die umfangreiche private Kunstsammlung Rudolf August Oetkers bleibt in vollem Umfang im Besitz des Unternehmens. Unter dem Titel »Sammlerlust« war eine Vielzahl der Werke 2003 im Westfälischen Landesmuseum Münster ausgestellt worden. Die Gemälde alter Meister sowie Bilder des 19. und 20. Jahrhunderts befinden sich in verschiedenen Firmen des Unternehmens - »dort, wo sie zum Stil der Gebäude passen«, erläutert Firmensprecher Dr. Rolf Mühlmann. Immer wieder habe Rudolf August Oetker Werke aus seiner Sammlung für Ausstellungen ausgeliehen: »Es spricht nichts dagegen, dass diese Tradition fortgesetzt wird.« Spekulationen, ein zur Oetkerschen Sammlung gehörendes Gemälde van Dycks müsse den Nachfahren der früheren Besitzer, einer jüdischen Kunsthändlerfamilie aus den Niederlanden, zurückgegeben werden, entbehrten jeder Grundlage, sagte Mühlmann: »Dazu gibt es weder eine moralische noch rechtliche Verpflichtung.« Das 1628 entstandene Bild, das den Theologen Adriaen Moens zeigt, gehörte zu mehr als 1 000 Gemälden, die 1940 von den Nationalsozialisten zu einem Spottpreis gekauft worden waren. Vor etlichen Jahren hat die Bundesrepublik Deutschland die Werke an den Staat Niederlande zurückgegeben, der die Bilder dann im Kunsthandel verkaufte. Mühlmann: »Von einem dieser Händler hat Rudolf August Oetker das Bild zum damaligen Marktpreis erworben.«

Artikel vom 03.02.2007