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Drei Baustellen und die Fans machen Krach

Arminia verliert 0:2 gegen Gladbach und gerät immer tiefer in den Abstiegssumpf

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die Bagger für den Abriss der maroden Osttribüne werden wohl erst im April anrollen, aber schon jetzt muss Arminia gleich mehrere Baustellen bearbeiten. Trainer, Mannschaft und Fans bilden nach der achten sieglosen Partie in Folge längst keine verschworene Einheit mehr. Ein Bielefelder Stolper-Fußball mit Folgen: Nach dem 0:2 gegen Gladbach machten die Arminen-Anhänger ihrem Ärger gut hörbar Luft.

Noch zehren die Platzherren vom einst komfortablen Punktepolster aus der Hinrunde. Doch der Abstand zu den Abstiegsplätzen ist auf vier Zähler geschmolzen. »Nur ein Punkt aus den beiden Heimspielen gegen Hamburg und Gladbach ist zu wenig«, stellte Arminias Sportchef Reinhard Saftig unmissverständlich fest. Und die Sorgenfalten auf der Stirn des Präsidenten Hans-Hermann Schwick werden tiefer: »Unsere gute Platzierung hat immer ein bisschen getäuscht. Jetzt haben wir Gladbach stark gemacht, weil wir nicht selbstbewusst aufgetreten sind.« Die Forderung des 59-jährigen Rechtsanwaltes: »Die Mannschaft muss schnellstens aus diesem Loch heraus.«
Die Ungewissheit, wer in Bielefeld neuer Trainer wird, hat zweifellos auch im Team Spuren hinterlassen. Seitdem Thomas von Heesen erklärte, dass er seinen Vertrag nicht verlängert, hinken nahezu alle Spieler ihrer Form hinterher. Mitte der Woche soll die Entscheidung fallen, ob Co-Trainer Frank Geideck oder Bruno Labbadia von Heesen beerben. Das Präsidium hat erkannt, dass diese Baustelle schnellstens geschlossen werden muss.
Baustelle Nummer zwei ist die Defensive. Mit Petr Gabriel für den Rot-gesperrten Marcio Borges und den kopfballstärkeren Markus Bollmann für den zuletzt schwächelnden Bernd Korzynietz erwies sich auch dieser neu fomierte Abwehrriegel keineswegs als dicht. Da auch Abfangjäger Rüdiger Kauf weit von seiner Bestform entfernt ist, konnte Peer Kluge die Gladbacher Führung mit einem geschickt angetäuschten Schuss und einem ebenso feinen Pass auf den freien Torschützen Federico Insua vorbereiten. Vor und nachher musste DSC-Keeper Matze Hain mehrfach die Stellungsfehler seiner Abwehr ausbügeln.
Das 0:2 in der Schlussminute durch Marcell Jansen bezeichnete von Heesen zwar als »Ergebnismakulatur«, doch das Manko nach Fatmir Vatas verhängnisvollem Fehler war ein deutliches Indiz, dass die Bielefelder Defensive derzeit alles andere als sattelfest ist.
Als dritte Baustelle präsentierte sich der Angriff. Der 45-minütige Versuch, Sibusiso Zuma hinter den Spitzen Wichniarek und Ahanfouf zu etablieren, verfehlte ebenso die Wirkung wie die Neubesetzung der Flügel durch Jörg Böhme und Marcel Ndjeng. Zwar hatte »Aziz« Ahanfouf Pech, dass er nach Gohouris Ausrutscher aus spitzem Winkel nur den Pfosten traf. Doch Böhmes Gewaltschuss mit dem starken linken Fuß hätte den Ausgleich bringen müssen. »Es war schon ein Kunststück, dieses Tor nicht zu machen«, ärgerte sich von Heesen und stellte fest: »Wenn wir mit einem 1:1 in die Pause gegangen wären, hätten wir vielleicht die Partie gedreht.«
Borussia Mönchengladbach machte an diesem Nachmittag alles richtig, überzeugte vor allem durch Einsatzfreude und Geschlossenheit. Weil die Bielefelder Fans diese Tugenden erneut bei ihrem Team vermissten, tat sich schnell die vierte Baustelle auf. Das große Transparent mit der Aufschrift »und 90 Minuten Vollgas für Arminia« hatten die Blauen wohl übersehen. Die »von Heesen-raus-Rufe« waren nicht zu überhören. Die wollte der Fußballlehrer zwar nicht überbewerten, sagte aber auch: »Durch die Unruhe auf den Rängen haben wir nicht unsere nötige Ruhe auf dem Platz gefunden.«
Bevor die Bagger in der SchücoArena anrollen, müssen die betriebsinternen Baustellen schnellstens beseitigt werden. Trainer und Mannschaft sollten sich das Erfolgsrezept von Gladbachs Neu-Trainer Jos Luhukay verinnerlichen, der sagte: »Wir haben das Gefühl für den Sieg neu geweckt.«
Lesen Sie weitere Berichte zur Partie Arminia gegen Borussia auf der Sportseite 5.

Artikel vom 05.02.2007